Oberhausen. In der Oberhausener Version von Edward Albees Klassiker „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ klingt der Beziehungskrieg eher nach Small Talk

. Sage da keiner, aus Edward Albees klar gegliederter Eheschlacht „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ sei jede Nuance herausgepresst. In Sachen George und Martha, deren Hassliebe nur durch ausgeklügelte Psycho-Spielchen und verbale Verletzungen Bestand hat, sei bereits alles gesagt. Peter Carp jedenfalls versucht jetzt in seiner Oberhausener Inszenierung, den Figuren auch einen angemessenen Raum zuzuordnen.

Was schon mit einer Videoeinspielung beginnt, in der man die beiden von einer öden Universitätsparty nach Hause kommen sieht. Sie stehen vor einem neugotischen Gebäude, das wie ein Spukschloss auf sie zu warten scheint, in dem sie regelmäßig von den Gespenstern ihres Daseins heimgesucht werden. Ihre alkoholgeschwängerten Wortgefechte und all die ausgeklügelten Erniedrigungen, sie wirken beinahe wie panische Exorzismen, um weiter miteinander existieren zu können.

Unterstützt wird all das durch eine schäbige Wohnzimmerwand, die sich plötzlich zu drehen beginnt und auf der Rückseite den Blick auf ein glutrotes Wohnkabinett freigibt, das Bühnenbildnerin Caroline Forisch beinahe wie einen Altar erscheinen lässt. Fast meint man, dass Voodoo in der Luft liegt.

George und Martha, sie heißen so einzig und allein deshalb, weil ihre Namen an den ersten US-Präsidenten Washington und dessen Frau gemahnen. So weit ist es also gekommen mit dem amerikanischen Traum, soll man da assoziieren, wenn George und Martha auch in dieser Nacht wieder zum Fight antreten und ein junges Paar als Zeugen geladen hat. Das weiß noch nicht, dass die Gastgeber es auch brillant verstehen, die Lebenslügen anderer zu zerstören.

Carp bevorzugt den leisen Weg des Krieges, will die Furie einer Elizabeth Taylor im Kino ganz und gar vergessen machen. Bei Elisabeth Kopps Martha aber hat das zur Folge, dass hier jemand deutlich zu sanft ans Werk geht. Wahre Angriffslust und Gemeinheit fehlen, verletzende Bemerkungen klingen eher wie Small Talk. Henry Meyer aber ist ein maßgeschneiderter George wie er da lässig Hohn und Spott ausschüttet und sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt. Martin Hohner und Manja Kuhl, die als Nick und Honey in diesen Strudel hineingezogen werden, versuchen zumindest gelegentlich, aus den von Albee vorgegeben Klischees (er karrieregeil, sie das Doofchen) auszubrechen. Das haben sie mit einer Inszenierung gemein, der es gelingt, einen betagten Bühnenklassiker wieder spannend erscheinen zu lassen.

Termine: 20. Nov.; 16., 17. Dez. Karten: 0208 / 8578-184