Essen. Der neue Roman von T. C. Boyle "Die Frauen" überzeugt – auch durch den Verzicht auf die ausufernde Sprache früherer Jahre. Star-Architekt, Genie und Frauenheld Frank Lloyd Wright gefangen in der Prüderie der amerikanischen Gesellschaft.

T. C. Boyle. Die Frauen. (c) Hanser
T. C. Boyle. Die Frauen. (c) Hanser

Frank Lloyd Wright (1867 - 1959) gehörte zu den Pionieren und Stars der modernen Architektur. Einen Roman über das Leben des extravaganten Genies und Frauenhelden hat jetzt T. C. Boyle geschrieben – einer der wortgewaltigsten und düstersten Kritiker des amerikanischen Traums.

Sein neuestes Werk trägt den schlichten Titel „Die Frauen” und erzählt die sehr unterhaltsame Geschichte eines erfolgreichen Mannes, der sich mit dem Neid seiner Landsleute, der Prüderie der amerikanischen Gesellschaft und den bösen Attacken seiner Ex-Frauen und der Journalisten auseinandersetzen muss.

Der 1948 geborene T. C. Boyle galt früh als hochbegabtes Enfant Terrible des amerikanischen Literaturbetriebs. Er hat vor allem mit seinen frühen Romanen „Wassermusik” und „Worlds End” wahre Wunder einer üppigen, mit köstlicher Ironie getränkten Fabulierkunst geschaffen. Bereits in „Dr. Sex”, einem Buch über den Sexualforscher Alfred Kinsey, machte Boyle den schweren Gang eines Genies in einer durch und durch provinziellen Gesellschaft zum Thema.

Porträt einer amerikanischen Ikone

Bildnummer: 50777389 Datum: 21.05.2005 Copyright: imago/Lars Reimann Schriftsteller T. C. Boyle (USA) , Personen; 2005, Berlin, Tom, Coraghessan, T.C.; , hoch, Kbdig, Porträt, Literatur, Kunst, Deutschland, Randbild, People / TC ### Imported per Email (2009-03-05 07:47) ### From: j.guttmann@derwesten.de Subject: T. C. Boyle Content: null
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Star-Architekt Frank Lloyd Wright hat sich mitten im hinterwäldlerischen Wisconsin mit seinem architektonischen Zentrum Taliesin einen Traum verwirklicht. Er wird zum dankbaren Opfer der Boulevard-Presse und einer sensationslüsternen Öffentlichkeit, in der seine verstoßene Geliebte Miriam einen hysterischen Rachefeldzug gegen ihn führt.

Boyle gelingt in seinem Roman das scharf gezeichnete Porträt einer amerikanischen Ikone, die sich in ihren Eitelkeiten und Schürzenjägereien in Menschlichkeiten verliert. Das bietet den dankbaren Stoff für einen guten Roman.

Verzicht auf Originalität

Dass Boyle von seiner literarischen Spritzigkeit doch einiges verloren hat, mag sein. Dass er nicht mehr die mit Metaphern um sich werfende Sprache früherer Jahre spricht, mag für einen literarischen Reifeprozess sprechen. Dieser Autor kann auf rekordverdächtige Originalität verzichten.

Ein Lob sei auch dem aus Duisburg stammenden Übersetzer Dirk van Gunsteren ausgesprochen. Er ist seinem Ruf als sensibler Überträger großer amerikanischer Literaten auch hier wieder treu geblieben.

T. C. Boyle: Die Frauen. Hanser. 560 Seiten. 24,90 Euro

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