Unna. .

Den „Noir mediterraneo“ lernten die Besucher der „Großen dtv Kriminacht“ kennen, einen lustigen und – wer hätte es gedacht? – fast schon zahmen Jussi Adler-Olsen und die strengen Regeln eines Rockerclubs. Fünf ganz unterschiedliche Autoren versammelte der Deutsche Taschenbuchverlag zur Feier seines 50-jährigen Bestehens zu einem „Mord am Hellweg-Intermezzo“ im Tanzcenter Kochtokrax in Unna.

Dabei begann der Abend, den dtv mit der Stadt Unna und dem Westfälischen Literaturbüro ausrichtete, eher nachdenklich denn spannend: „Wenn wir Korruption und Wirtschaftskriminalität die kalte Schulter zeigen, zeigen wir sie der Demokratie“, erklärte Autor Veit Heinichen im Gespräch mit Moderatorin Margarete von Schwarzkopf bevor er einige Szenen aus „Keine Frage des Geschmacks“ las. Seine dem Genre des „Noir mediterraneo“ – düsteren Geschichten aus dem Mittelmeerraum – angehörenden Krimis spielen in Triest, der Wahlheimat des Autors. Nicht nur Täter, Opfer und Ermittler spielen in seinen politisch motivierten Romanen eine Rolle. „Die Gesellschaft ist der vierte Teilnehmer am Geschehen.“

„Die Gesellschaft ist der vierte Teilnehmer am Geschehen.“

Heinichen übernahm auch den deutschen Lesepart des Krimis „Der Tot verhandelt nicht“ von seinem italienischen Kollegen Bruno Morchio, der die Zuhörer nach Sizilien entführte. Beide Texte präsentierte Heinichen eher verhalten. Daneben blühten die Autorinnen Sandra Lüpkes und Rita Falk auf. Beide präsentierten ihre Geschichten mit einer guten Portion schauspielerischer Leistung. Während Sandra Lüpkes („Taubenkrieg“) in die Rollen ihrer Protagonisten schlüpfte, brachte Rita Falk („Dampfnudelblues“) mit Mundart und schalkhaftem Humor die bayerische Lebensart ihres fiktiven Tatortes Niederkaltenkirchen mit nach Unna.

Für ein besonderes Hör-Vergnügen sorgten der derzeitige Kult-Autor Jussi Adler-Olsen und Schauspieler Peter Lohmeyer, der den deutschen Lesepart von „Erlösung“ übernahm. Mit Rücksicht auf die zarter besaiteten Gäste, hatten die Organisatoren des Abends auf blutrünstige Szenen auch bei der Lesung von Adler-Olsen verzichtet.

„Ich weiß: Ihr lest im Bett und dann schlaft ihr ein. Ohhh, nein!“

Angesprochen auf die Horror-Szenarien, die Adler-Olsen vor seinen Lesern ausbreitet, verriet der: „Mein großes Thema ist der Machtmissbrauch. Ich mag Macht, man kann gute Dinge mit ihr bewirken. Aber meistens wird sie missbraucht – gegen Kindern, Frauen und so weiter.“ Aber auch mit Blick auf den Leser versuche er, die Spannung konstant aufrecht zu erhalten: „Ich weiß: Ihr lest im Bett. Und dann schlaft ihr nach ein paar Seiten ein. Ohhh, nein!“

Während des Abends verriet Adler-Olsen auch, was seine Fans noch erwartet: „Es wird nicht bei vier Büchern bleiben. Ich plane zehneinhalb Bücher. Jedes ist ein Kapitel in einer großen Geschichte zwischen Carl, Rose und Assad.“ Feixend deutet er sich an den Kopf: „Es ist alles hier drin. Und in einem Banktresor, falls es mir so gehen sollte wie meinem Kollegen Stieg Larsson.“ Moderatorin Margarete von Schwarzkopf ergänzt: „Der starb, bevor er seine Romane vollenden konnte.“ Doch einen Jussi Adler-Olsen wird selbst der Tod nicht vom Morden abhalten.