Hamm. Museum in Hamm stellt Werke von Lyonel Feininger und Paul Klee aus. "Bauhaus" war eher eine gemeinsame Geisteshaltung als ein einheitlicher Stil. Zentrale Bauhaus-Schau findet im Sommer in Berlin statt.

Bauhaus – wenn dieser Begriff fällt, schlagen die Herzen vieler Stil-Fans höher. An die Eröffnung des Bauhauses in Weimar vor 90 Jahren erinnert eine große Schau im Martin-Gropius-Bau in Berlin (22. 7. - 4. 10.). Aber bereits jetzt heißt es im Gustav-Lübcke-Museum in Hamm: „Lyonel Feininger – Paul Klee. Malerfreunde am Bauhaus”.

Mit fast 90 Gemälden, Zeichnungen und Aquarellen wird die Beziehung von Feininger und Klee erstmals in einer Ausstellung so genau unter die Lupe genommen.

„Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau!”

In vielen Ansätzen ist beider Kunst vergleichbar, in der persönlichen Ausprägung dann wieder unverwechselbar anders. Das weist bereits darauf hin, dass „Bauhaus” kein einheitlicher Stil war. Es ging um eine Grundidee und deren Ausformung. Walter Gropius beschrieb bereits in seinem Gründungs-Manifest, dass er Kunst und Handwerk wieder vereinen wolle. Wenn er euphorisch schrieb: „Das Endziel aller bildnerischen Tätigkeit ist der Bau!”, so dachte er damit natürlich an die große Zeit des Mittelalters mit seinen Dombauhütten, in denen diese Einheit noch gegeben war.

Den leitenden Lehrern der Bauhaus-Werkstätten, den Formmeistern, wurden folglich Werkmeister zur Seite gestellt, die die Grundlagen des Handwerks beherrschten. Zu den Formmeistern gehörten neben Feininger (Druckerei) und Klee (Buchbinderei) so herausragende Kreative wie Josef Albers und Johannes Itten (Glasmalerei), Oskar Schlemmer und Wassily Kandinsky (Wandmalerei) oder Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und Hannes Meyer (Architektur).

Die Bauhäusler erweiterten ihre Aktivitäten zunehmend und erdachten neue Formen auch für Alltagsgegenstände wie Geschirr oder Möbel. Dieser Gedanke fand sich schon bei den Jugendstilkünstlern, allen voran Henry van de Velde, der dem Stilmischmasch des Historismus eine Formenklärung mit dem Kampfaufruf „Ornament ist Verbrechen” entgegenstellte.

Schließlich wollten die Bauhäusler die Ästhetisierung des Alltags allen zugänglich machen. Insbesondere Gropius-Nachfolger Hannes Meyer gab als Bauhaus-Direktor Ende der 1920er die Devise „Volksbedarf statt Luxusbedarf” aus und intensivierte die Zusammenarbeit mit der Industrie.

Feiniger und Klee arbeiteten über ein Jahrzehnt am Bauhaus. In der Dessauer Zeit wohnten sie sogar in nächster Nachbarschaft in einem der vier von Gropius für seine Formmeister gebauten Häuser. Klee bewohnte ein Doppelhaus mit Kandinsky, Feininger eines mit Moholy-Nagy. Sie tauschten, wie damals unter Künstlerfreunden üblich, Bilder. Gemeinsam ist Klee und Feininger die Herkunft aus musischen Familien. Beider spielten Instrumente und schwankten anfangs, ob sie Musiker oder bildende Künstler werden sollten. Während Klees Bildern eine musische Verspieltheit innewohnt, setzt der Bach-Verehrer Feininger auf extreme Klarheit in der Formgebung. Aber nicht nur das wird in der Ausstellung in Hamm in der Gegenüberstellung deutlich herausgearbeitet. Auch die Akribie, mit der beide um das Thema Licht und Farbe rangen, streicht die Schau vorbildlich heraus; ein Zentralthema des Bauhauses übrigens, wie besonders die Lebenswerke von Albers und Itten verdeutlichen (und das schon Goethe intensiv beschäftigte).

Beide liebten Schiffe und das Meer

Wie Feininger, vom Kubismus inspiriert, den Bildraum weiter prismatisch aufbricht und dabei geradezu erhaben mit großen Versatzstücken arbeitet, das gehört zu den Sternstunden der Kunst. Arbeiten wie „Düne am Abend” oder „Beleuchtete Häuserzeile” künden in Hamm davon. Meer und Schiffe – davon waren beide Künstler fasziniert. Als Meister der so filigranen wie feingeistigen Linie zeigt sich Klee mit den „Fischerbooten”.

Und Feininger ehrt den Freund, der ja häufig seine Motive mit Titeln klangvollen Wortwitzes verband (etwa „Zwitschermaschine”) durch das Bild „Marine. Hafen von Peppermint”. Mit der Namensänderung „Peppermint” anstatt „Neppermin”, einem kleinen Fischerdorf auf Usedom, spielt Feininger auf eine von Klee gerne angewandte Methode der Wortverdrehung an. Das Bild schenkte Feininger dem Freund Klee 1929 zu dessen 50. Geburtstag.

Der Geist lebt fort

Doch das Bauhaus musste 1933 schließen

Das Bauhaus wurde 1919 in Weimar gegründet. Es zog 1925 nach Dessau und 1932 nach Berlin um und wurde ein Jahr später von den Nazis geschlossen. Die Bauhaus-Lehrer wurden in alle Richtungen verstreut und entwickelten ihre Ansätze weiter.

Etwa ab den 1970er Jahren kamen eine Reihe von Möbeln und Gebrauchsobjekten als lizenzierte Bauhaus-Reeditionen auf den Markt. Die zentrale Schau im Gropius-Bau Berlin zieht weiter ins Museum of Modern Art; schließlich arbeiteten mehrere Bauhäusler später bahnbrechend in den USA. Im Bauhaus-Geist standen das „Black Mountain College” in North Carolina und hierzulande die „Hochschule für Gestaltung” in Ulm. Für die Berliner Schau arbeiten erstmals die drei wichtigsten Institute und Stiftungen in Weimar, Dessau und Berlin, die das Bauhaus-Erbe bewahren, zusammen.

Die Ausstellung zu den Bauhaus-Jahren von Feininger und Klee im Gustav-Lübcke-Museum Hamm läuft bis 24. 5. Di. - Sa. 11-18, So. 10-18 Uhr.

Mehr zum Thema:

Fotostrecke: Feininger/Klee