Köln.. Es ist der einer der spektakulärsten Kunstskandale der vergangenen Jahrzehnte. Ein Ehepaar soll mit gefälschten Bilder gehandelt und dadurch 16 Millionen Euro erbeutet haben. Heute beginnt der Prozess vor dem Landgericht.

In einem der größten Kunstfälschungs-Prozesse seit Jahrzehnten müssen sich seit heute ein Ehepaar und zwei weitere Angeklagte vor dem Landgericht Köln verantworten. Zu Prozessbeginn warf die Anklage den mutmaßlichen Betrügern vor, vermeintliche Meisterwerke bekannter Künstler europaweit in den Handel geschleust und so 16 Millionen Euro ergaunert zu haben. Offen blieb, ob sich die Angeklagten vor Gericht äußern werden.

Bilder stammten aus fingierten Sammlungen

Der spektakuläre Fälscherskandal hatte in der Kunstszene weltweit für Aufsehen gesorgt. Die Staatsanwältin Kathrin Franz warf den Angeklagten zum Prozessauftakt vor, seit 2001 Fälschungen von insgesamt 14 Gemälden der Künstler Max Pechstein, Heinrich Campendonk, Max Ernst, André Derain, Kess van Dongen und Fernand Léger in Umlauf gebracht zu haben.

Das Quartett soll vorgegeben haben, die Bilder stammten aus einer in Wahrheit nicht existierenden „Sammlung Werner Jägers“ und einer ebenfalls fingierten „Sammlung Wilhelm Knops“.Auf der Anklagebank in dem Kölner Prozess sitzen die Enkelin des 1992 in Köln verstorbenen Unternehmers Werner Jägers, die 53-jährige Helene B., ihr 60-jähriger Ehemann Wolfgang B. und ihre 54 Jahre alte Schwester Jeanette S.

Auch Schauspieler Steve Martin erwarb eine Fälschung

Ebenfalls beschuldigt ist der Enkel des 1957 verstorbenen Wilhelm Knops, der 67-jährige Otto S. Die später über international renommierte Auktionshäuser und Galerien verkauften Fälschungen habe der „künstlerisch versierte“ Wolfgang B. entweder selbst oder mit Hilfe bislang unbekannter Mittäter angefertigt, sagte die Staatsanwältin. Die Einschleusung der Bilder in den Kunstmarkt hätten die übrigen drei Angeklagten besorgt.

Laut Anklage gelang es dabei dem Quartett, Kunstexperten wiederholt hinters Licht zu führen - unter anderem, weil die mutmaßliche Bande verschollene Werke gefälscht habe, von denen keine Abbildungen vorhanden seien. Die Angeklagten hätten „Vermögensverluste großen Ausmaßes herbeigeführt“, unterstrich die Staatsanwältin. Zu den Geschädigten zählten demnach Sammler im In- und Ausland. Auch der US-Schauspieler Steve Martin erwarb der Anklägerin zufolge eines der gefälschten Bilder.

Tätern drohen bis zu zehn Jahre Haft

Wegen gewerbsmäßigen schweren Betrugs und Urkundenfälschung drohen den Angeklagten Haftstrafen von einem Jahr bis zu zehn Jahren. Im Zusammenhang mit 33 weiteren womöglich gefälschten Gemälden ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft noch in einem gesonderten Verfahren. Mit dem mutmaßlichen Kunstbetrug hätten sich die Beschuldigten eine „auf Dauer angelegte Einnahmequelle“ verschafft, sagte die Staatsanwältin. Mit Ausnahme von Jeanette S., die lediglich wegen drei Betrugsfällen angeklagt ist, sitzen die Angeklagten in Untersuchungshaft.

Um die gefälschten Bilder in den Kunsthandel zu schleusen, sollen die Angeklagten laut Staatsanwaltschaft die Geschichte von den angeblichen Kunstsammlern Jägers und Knops erfunden haben. Im Fall der vermeintlichen Sammlung von Werner Jägers gaben sie demnach an, der Unternehmer habe eine Vielzahl von Gemälden bei dem 1937 gestorbenen Kunsthändler Alfred Flechtheim gekauft.

Während des Zweiten Weltkriegs seien diese Werke in der Eifel versteckt gewesen. Auch seien Jägers und Knops gut miteinander bekannt gewesen. Laut Staatsanwaltschaft sammelten beide jedoch nie Kunst. Der Prozess soll am 21. September mit möglichen Aussagen der Angeklagten fortgesetzt werden. (afp)

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Von Martina Schürmann