Bochum. Am 1. August jährt sich der Todestag Konrad Dudens zum 100.Mal. Der Bochumer Germanist Professor Siegfried Grosse spricht über die Verdienste des Lehrers aus dem niederrheinischen Wesel.

Die erste Auflage war nicht gelb und „Duden“ hieß sie auch nicht. Der Namen Konrad Dudens, der vor 100 Jahren starb, steht bis heute für das Standardwerk deutscher Rechtschreibung. Konrad Duden ordnete, was bis zu seiner Zeit ein Chaos gewesen war, wie der Bochumer Germanist Professor Siegfried Grosse im Gespräch mit Lars von der Gönna erläutert.

Was ist Konrad Dudens zentrale Leistung?

Als 1871 mit der deutschen Reichsgründung die kleinen deutschen Staaten miteinander vereinigt waren, wollte der Gymnasialdirektor Dr. Konrad Duden die unübersichtliche Vielgestaltigkeit der deutschen Rechtschreibung für das gesamte deutsche Sprachgebiet vereinheitlichen. Damit wollte er der politischen Reform eine kommunikationsstrategische zur Seite stellen.

Aus welcher Situation heraus handelte Duden?

Es gab zu dieser Zeit einen völlig unübersichtlichen und willkürlichen Gebrauch der deutschen Schriftsprache. Die Buchstaben c, k, z, y wurden beliebig verwendet. Man schrieb ja durchaus nebeneinander Brod, Brodt und Brot. Es schrieb jeder, wie er es für richtig hielt: Die Schreibungen waren regional verschieden, von Druckerei zu Druckerei, von Schule zu Schule, ja sogar innerhalb ein und derselben Schule von Lehrer zu Lehrer.

Duden ist nicht der Erfinder der vereinheitlichten Rechtschreibung

Ist Duden der eigentliche Erfinder der zentralen Regeln dieser Vereinheitlichung?

Konrad Duden hat die Regeln für sein Reformwerk nicht selbst erfunden. Er folgte dem Grundsatz „schreibe wie du sprichst“. Die Basis seiner Arbeit war das „Grammatisch-kritische Wörterbuch der hochdeutschen Mundarten“ von Johann Christoph Adelung (1801), das seine Wurzeln im Barock und in der Aufklärung hat.

Wie ging Duden vor?

Duden ging mit kleinen Schritten voran und stellte seine radikaleren Vorstellungen zurück, z.B. die Abschaffung der Großschreibung. Er begann mit der Abschaffung der Parallelschreibungen: Citrone - Zitrone, Canal - Kanal und der Tilgung der Kombination „th“ (Thür, Thor, gethan). Mit diesen Vorschlägen löste er keinen Widerstand aus, wie wir ihn bei der jüngsten Rechtschreibreform erlebt haben.

Ein Verbot Bismarcks beflügelte Dudens Erfolg

Gab es ein politisches oder gesellschaftliches Klima, das Dudens Erfolg erklärt?

Da die vom preußischen Kultusminister Falk 1876 einberufene erste Rechtschreibekonferenz erfolglos endete, schuf Duden sein „Vollständiges Wörterbuch der deutschen Sprache“, das 1880 erschien. Er folgte darin den Schreibregeln, die der Germanist Wilhelm Wilmanns für die preußischen Schulen erarbeitet hatte. Bismarck hatte die Anwendung der preußischen Regeln den Behörden bei Strafe verboten. Dieses Verbot umging man und folgte den Regeln Konrad Dudens, dessen Rechtschreibung auf diese Weise schnell und weit verbreitet wurde.

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