Gelsenkirchen/Essen. Mit dem Projekt "Zwei Berge, eine Kulturlandschaft" wollen RVR und Ruhr 2010 die Landwirtschaft in den Mittelpunkt rücken. Hier treffen die Rheinelbe-Halde und der Essener Mechtenberg aufeinander.

L'art pour l'art – die Kunst um der Kunst willen also – dieser Wahlspruch einer französichen Kunstheorie aus dem 19. Jahrhundert ist überholt, wenn es nach der Ruhr 2010 GmbH und dem Regionalverband Ruhr (RVR) geht. Denn diese beiden Institutionen wollen nun anhand eines gemeinsamen Projekts an der Rheinelbe-Halde und am Mechtenberg in Essen zum Kulturhauptstadtjahr beweisen, dass sich Kunst mit einem praktischen Nutzen verbinden lässt.

Zwei benachbarte Berge am Dreistädteeck Essen-Gelsenkirchen-Bochum stehen im Mittelpunkt: Der Mechtenberg in Essen-Kray und die Abraumhalde auf dem stillgelegten Zechengelände Rheinelbe in Ückendorf. Ersterer ist der einzig natürlich entstandene Berg im südlichen Emschertal. Das Relikt aus der letzten Eiszeit wird heute vom Bauernehepaar Hubertus Budde und Andrea Maas bewirtschaftet.

Schon seit dem Herbst 2008 entsteht dort ein Landschaftskunstobjekt, das in der IBA-Aktion „Land Art Galerie” Ende seine Wurzeln hat. Der Schweizer Landschaftsarchitekt Paolo Bürgi plant eine bunte Nutzfläche aus Gerste, Hafer, Weizen, Kamille, Korn- und Ringelblumen. „Es geht um eine respektvolle Integration von ästhetischen Aspekten in die landwirtschaftliche Arbeit”, so Bürgi.

Hubertus Budde nimmt die Mehrarbeit, die er durch das Projekt hat, gerne in Kauf: „Die veränderte Landschaft rückt die Landwirtschaft in ein anderes Licht”, hofft er. Das Projekt „Zwei Berge – eine Kulturlandschaft” will diesen Ort stärker verbinden mit der kaum einen Kilometer entfernten Halde, die in den zwanziger Jahren als künstliche Aufschüttung der Zeche Rheinelbe entstand.

„Bis in den 90ern war das Betreten der Halde verboten”, erinnert Renate Späth, Referentin im NRW-Umweltministerium. Erst im Zuge der IBA sei gewagt worden, das Gelände den Bürgern in Form eines Parks zu übergeben, künstlerisch gestaltet unter anderem von Hermann Prigann mit seiner „Himmelstreppe” und konzeptionell eingebunden in das Industriewaldprojekt des Landesbetriebs „Wald und Holz NRW”.

Der RVR als Grundeigentümer der wesentlichen Flächen will mit den Kommunen im kommenden Jahr herausfinden, welche neuen „Symbiosen des Schönen und Nützlichen” hier geschaffen werden können. „Dieses Experimentierfeld ist ein wesentlicher Bestandteil der Kulturhauptstadt”, unterstreicht Ulrich Carow, Bereichsleiter Umwelt des RVR. Zunächst sei das Projekt auf drei Jahre angelegt. Für Karl-Heinz Petzinka, den künstlerischen Direktor der Ruhr 2010, wird hier das „klassische Thema der Kulturhauptstadt” umgesetzt. „Eine spannende Symbiose, landwirtschaftliche Produkte mittels Kunst zu vermarkten.”