Essen. . Es ist das wohl größte Klavierfestival der Welt, hat sich aber zuletzt großen Veränderungen unterziehen müssen. Franz Xaver Ohnesorg, Intendant des Klavierfestival Ruhr blickt zurück und nach vorn.

„Wir schwimmen auf einer Sympathiewelle“, sagt Franz Xaver Ohnesorg. Damit meint der künstlerische Leiter des Klavierfestivals Ruhr einmal nicht zuerst die Künstler oder die etwa 60 000 Konzertbesucher des weltweit größten Pianistentreffens, die jährlich zwischen Rhein und den Ausläufern des Sauerlands große wie kleine Säle füllen.

Der Vorstand der gleichnamigen Stiftung – er ist zugleich auch Geschäftsführer der Sponsoring und Service GmbH („sonst könnten wir keine Gelder einwerben“) – blickt angesichts der Bereitschaft, die junge Stiftung auch finanziell zu stützen, optimistisch in die Zukunft.

Bereits die Liste der ersten 120 Mitglieder, die zum Gründungskreis der Stiftung gehören, liest sich wie ein „Who Is Who“ bekannter Namen aus Wirtschaft, Politik und Kultur der Region – und darüber hinaus. Dass sich dabei zahlenmäßig Förderer aus der Ruhrmetropole Essen mit denen aus Köln und Düsseldorf etwa die Waage halten, sorgt schon gar nicht mehr für Verwunderung. Denn längst hat sich das Klavierfestival Ruhr über die Grenzen des einstigen Reviers hinaus bewegt. Aber selbstverständlich bleibt die Region des Initiativkreises Ruhr (IR) zwischen Duisburg und Dortmund das Kerngebiet des Festivals, das 1988 als „Bochumer Klaviersommer“ begann. Auch wenn man kurz vor dem Kulturhauptstadtjahr 2010 seitens des IR bereits zugesagte Gelder deutlich kürzen wollte: „Das Festival war nie in Gefahr“, betont Ohnesorg. Und nach wie vor ist es das größte und somit das kulturelle Leitprojekt des IR, der sich aus führenden Wirtschaftsunternehmen der Region zusammensetzt.

Es gab Warnschüsse

Sicher war die drohende Mittelkürzung, aber auch die Diskussion um das rein privatwirtschaftlich geförderte Festival ein Warnschuss. Zwar hatte sich unter der Leitung von Ohnesorg die Zusammensetzung des 3,5-Millionen-Euro-Budgets bereits verändert. Lag der Zuschussbedarf vor Jahren noch bei 60 % (40 % kamen zu gleichen Teilen von Spendern und aus dem Ticketverkauf), so erreichte man später eine Drittel-Finanzierung mit Sponsoring, Einnahmen und Zuschuss zu je gleichen Teilen. Die Diskussion um das Festival und dessen künftige Struktur bleibt weiter virulent. Männer aus dem Initiativkreis, darunter vor allem WAZ-Gruppen Geschäftsführer Bodo Hombach, aber auch Thomas Lange von der National-Bank und der verstorbene Unternehmer Gert Collin, hätten das Projekt selbst, aber auch den Stiftungsgedanken von Anfang an gestützt und gefördert, so Ohnesorg.

Gründerkreis wächst

„Die Grundsatzentscheidung für die Stiftung fiel im Haus von Gert Collin, damals Schirmherr des Festivals“, erinnert sich der Intendant. Dann ging alles ganz schnell. Die National-Bank war Gründungsstifterin. „Die Stiftung selbst haben wir in neun Monaten gezaubert, obwohl viele sagten, das schaffen wir nie, allein schon wegen der Stiftungsaufsicht“, erinnert sich Ohnesorg. Aber: Die Stiftung steht und arbeitet. Der Gründungskreis wächst. Was die bisher gestifteten Mittel betrifft, da hält sich der Intendant und Stiftungsvorstand bedeckt. Mit einem Stiftungskapital von 15 bis 20 Millionen Euro wäre man mehr oder weniger sorgenfrei, sagt er.

Kürzung um 25 Prozent

Das klingt derzeit noch nach Zukunftsmusik. Für Klavierfestival-Verhältnisse war der Intendant, der sonst lieber über Programme, Künstler oder sein geliebtes Education-Projekt spricht, mit dem das Festival über 300 Kinder im Ruhrgebiet längerfristig erreicht, bisher überraschend auskunftsfreudig. Ja, der Zuschuss des IR sei bereits um etwa 25 Prozent gekürzt worden und liege schon unter einer Million Euro. Bisher werde das durch Mittel der Kunststiftung NRW kompensiert, die eine Zusage für drei Jahre gegeben habe.

Und der IR? Mit der neuen Struktur gehe man von einer sukzessiven Senkung des Zuschusses aus. Aber es sei für ihn klar, so Ohnesorg, der 1996 die Leitung des Festivals übernahm, dass der Initiativkreis weiter hinter seinem Leitprojekt stehe. Beide, der IR und das Klavier-Festival Ruhr feiern 2013 übrigens ihr 25-jähriges Bestehen.