Essen. . Donizettis komische Oper „Der Liebestrank“ gehört bis heute zum Populärsten, was der Vielbeschäftigte zu Papier brachte. Im Essener Aalto-Theater gibt es jetzt eine Neuinszenierung der Geschichte um den zunächst unglücklich verliebten Jungen Nemorino, dem die melancholische Arie „Una furtiva lagrima“ gehört.

Ob es Donizettis „Liebestrank“ mit „Don Pasquale“ oder der grandiosen „Lucia di Lammermoor“ aufnehmen kann, sei dahingestellt. Fest steht, dass die komische Oper „Der Liebestrank“ des italienischen Romantikers bis heute zum Populärsten gehört, was der Vielbeschäftigte zu Papier brachte. Jenseits des unverwüstlichen Hits „Una furtiva lagrima“, auf dessen Effekt kaum ein Tenor beim Arien-Potpourri verzichtet, gibt es jetzt im Essener Aalto-Theater eine Neuinszenierung der Geschichte um den zunächst unglücklich verliebten Jungen Nemorino, dem diese melancholische Arie gehört.

Für die Inszenierung engagierte man Andreas Baesler, der dort bereits Rossinis „Italienerin“ und Verdis „Nabucco“ in Szene setzte. Baesler verlegt die Szenerie vom ländlichen Ambiente eines Gutshofs in ein Sanatorium vor dem Ersten Weltkrieg. Das ist nicht zwingend, erinnert dazu stark an Baeslers gelungene Produktion von Rossinis „Il Viaggio a Reims“ 2003 am Musiktheater Gelsenkirchen. Dort tobte sich das kranke Europa im Irrenhaus einer „Zauberberg“-Klinik aus.

Nun wird aus der Gutsherrin Adina die schicke Chefin eines Sanatoriums, Nemorino avanciert vom Landarbeiter zum Pagen und der „Dottore“ Dulcamara steigt vom fahrenden Quacksalber zum Wunderheiler einer wissenschaftsgläubigen Kurhaus-Society auf. Die lechzt nicht nur nach ständig neuen Therapien , sondern lässt auch Coca-Cola (hier: Dulca-Cola) als Medizin durchgehen, was historisch durchaus verbürgt ist. Lediglich der von Dulcamara überteuert verkaufte Liebestrank, mit dem Nemorino seine Adina gewinnen will, bleibt wie schon 1832 bei Donizetti: Rotwein. Im eleganten Klinik-Foyer, das Bühnenbildner Harald Thor als beweglichen Zentralraum gestaltet, geben sich die Menschen die Klinke in die Hand. Die Personenführung schnurrt verlässlich, bis zum glücklichen Ende, als Nemorino seinem Rivalen Adina ausspannt.

Musikalisch stand die Produktion fast auf der Kippe. Für den erkrankten Heiko Trinsinger als Belcore sprang der Bariton Tommi Hakala ein – stimmlich, stilistisch wie auch optisch eine gute Wahl für Donizettis schneidige Soldaten-Karikatur. Für Derrick Ballard reichte die Probenzeit nicht mehr aus. Der Bass-Bariton sang den Dulcamara aus der Gasse, während der erkrankte Roman Astakhov spielte.

Auch Andreas Hermann als Nemorino war erkältet. Den Abend – und seine berühmte Romanze – meisterte er dennoch, auch mit Hilfe von Guillermo Garcia Calvo, der die Essener Philharmoniker dann in seinem raschen wie elegant-transparenten Dirigat entsprechend zu zügeln wusste. Diverse Abstimmungsprobleme zwischen Bühne und Graben gründeten sicherlich in der turbulenten Live-Situation.

Unerschütterlich

Lediglich dem von Alexander Eberle exzellent vorbereiteten Opernchor und die Damen des Abends – Liana Aleksanyan als Adina mit guter Höhe (und weniger prägnanter Mittellage) und die wie immer hochmusikalisch und quicklebendig agierende Christina Clark als zupackendes Zimmermädchen – hatte offenbar nichts erschüttern können.