In Dortmund trifft sich die Kabarett-Elite, um „RuhrHOCHdeutsch“ zu parlieren.

„Der Pott kocht“, hieß es vor vielen Jahren in einer Image-Kampagne für das Ruhrgebiet. Doch im eigenen Saft schmoren möchte man hier trotzdem nicht. Deshalb entschieden sich die Organisatoren der Kabarett- und Comedy-Reihe „RuhrHOCHdeutsch“ dafür, auch Gäste aus dem Rest der Republik einzuladen. Von Juli bis Oktober wird im Schatten des Dortmunder „U“ eines der größten Festivals seiner Art stattfinden.

Der Kölner Jürgen Becker, die Berliner Stachelschweine, das Düsseldorfer Kom(m)ödchen, die Leipziger Pfeffermühle, sogar die Münchner Lach- und Schießgesellschaft – sie alle bekommen kabarettistisches Asyl im Spiegelzelt an der Rheinischen Straße. Erst- und einmalig sind diese Größen bei einem Festival versammelt. Doch auch das Ruhrgebiet schickt selbstverständlich ein starkes Team ins Rennen: der Duisburger Kai Magnus Sting, der gebürtige Essener Jochen Malmsheimer, Frank Goosen aus Bochum, der Dortmunder Fritz Eckenga und viele mehr sind dabei.

Wer das Festival im letzten Jahr erlebte, als es im Rahmen von „Ruhr.2010“ aus der Taufe gehoben wurde, wird sich besonders an das große und feine Spiegelzeit erinnern, das den Künstlern eine eindrucksvolle Bühne bot. „Natürlich kommen die Leute vor allem wegen des Programms“, erklärt Horst Hanke-Lindemann, künstlerischer Leiter von „RuhrHOCHdeutsch“. „Aber die besondere Atmosphäre im Spiegelzelt, die gediegene Ausstattung und das dezent gesetzte Licht tragen viel dazu bei, dass sich die Besucher wohl fühlen und gerne wiederkommen.“ Mit dem Betreten des Zelts tauche man in eine andere Welt und längst vergangene Zeit ein.

Dazu passt auch die Ausstellung zur Geschichte des Kabaretts in Deutschland, die weit zurück reicht:. „110 Jahre – Kabarett! Was sonst?“ ist der Titel der Schau, die bis zum 30. August zu sehen ist. Neben Info-Tafeln werden auch zahlreiche Tondokumente präsentiert – die Veranstalter wollen eine „sinnliche Angelegenheit“ bieten.

Die Geschichte, die in der zweiten Etage des Dortmunder „U“ nachgezeichnet wird, beginnt im Jahre 1901 mit der Eröffnung des „Überbrettl“ in Berlin, eines der ersten literarischen Kabaretts in Deutschland. Vom Kaiserreich geht es über die erste Republik, durch die Zeit des Zweiten Weltkrieges, den Kalten Krieg und die 68er bis in die Gegenwart.

„Die Kabarettisten der ersten Stunde können aus nachvollziehbaren Gründen nicht live dabei sein“, teilt Hanke-Lindemann mit. Trotzdem konnte er noch genügend Künstler finden, um ein beeindruckendes Programm auf die Beine zu stellen. An jedem einzelnen Tag wird den Gästen etwas geboten. Montags gibt es bei Currywurst und Pommes (oder einem Salatteller) die „heimlichen und unheimlichen Stars“ aus Kabarett und Comedy zu sehen. Immer dienstags begleiten Sketche und Musik ein Fünf-Gang-Menü. Jeden Mittwoch wird sich Lioba Albus alias Mia Mittelkötter die Bühne mit Kolleginnen und Kollegen aus der Komikerzunft teilen. Donnerstags präsentieren Bruno „Günna“ Knust und seine Hartz-Vegas-Segas-Band bekannte Songs mit eingeruhrhochdeutschten Texten.

Die Wochenenden sind für die großen Nummern der Szene reserviert, die zum Teil gleich Doppel- und Dreifach-Vorstellungen geben, um die Fans zufriedenzustellen. So viel Kabarett könnte eigentlich für die nächsten 110 Jahre genügen – doch die Veranstalter haben schon mitgeteilt, dass sie ihr Engagement für die Kabarett-Kultur als Dauerauftrag betrachten.

RuhrHOCHdeutsch:1.7.-8.10.: Tägl. Programm im Spiegelzelt am Dortmunder „U“ (Rheinische Straße 1). Karten gibt’s online unter: www.ruhrhochdeutsch.de

Ausstellung „110 Jahre“: Bis 30.8. im „U“, di.-so. ab 11 Uhr.