Essen.. Stefan Raab fädelte den Wechsel persönlich ein. Fanta-4-Star Thomas D beerbt ihn als Jury-Präsident bei „Unser Star für Baku“. Ein Schwabenstreich: Der Mann aus dem Raum Stuttgart ist erste Wahl.

Das Raten hat ein Ende. „Unser Star für Baku“ wird von einem neuen Jury-Chef gesucht: Thomas D von den Fantastischen Vier folgt Stefan Raab. Damit haben das Erste und ProSieben eine Wahl getroffen, die eine spannende Talentsuche für den Eurovision Song Contest in Baku, Aserbaidschan, verspricht.

ARD-Unterhaltungschef Thomas Schreiber pries den HipHopper aus dem Schwäbischen gegenüber dieser Zeitung in höchsten Tönen, „weil Thomas D ein hochsympathischer, kompetenter, verbindlicher und zugleich das offene Wort führender Musiker ist, der einen bemerkenswerten musikalischen, erfolgreichen und unangepassten Lebensweg gegangen ist“. Kurzum: „Thomas D steht für musikalische Glaubwürdigkeit.“

Zugleich stellte Schreiber klar: „Stefan Raab ist kein Mann im Hintergrund.“

Meister Raab klemmte sich persönlich dahinter

So ganz freilich mag der kölsche Entertainer nicht von seinem Lieblingsprojekt lassen, dass er mit dem Titelgewinn seiner Schutzbefohlenen Lena Meyer-Landrut in Oslo zu neuem Glanz führte. Raabs Spaßbrigade Brainpool produziert auch die Suche nach Lenas Nachfolgerin. Und dass sich der Meister persönlich dahinter klemmte, wer ihn beim Jury-Vorsitz beerben könnte, überrascht nicht wirklich.

Während der 42-jährige Thomas D für die Pop-Jugend beinahe schon ein väterlicher Freund ist, stellen sich ältere Fans des ESC die Frage: Wer, bitte, ist dieser Thomas D?

Der Speckgürtel von Stuttgart

Spurensuche. Bürgerlich heißt der Künstler Thomas Dürr. Er stammt aus Ditzingen, das zum Speckgürtel von Stuttgart gehört. Der gelernte Friseur mit der markanten Optik – Fastglatze und Kinnbart – gehört zu den deutschen Top-Stars der U-50-Generation.

Im Verein mit den Fantastischen Vier verpasste er Ende der 80er den damaligen schwarzen Trend-Stilen Rap und HipHop einen deutschen Akzent. „Fanta 4“, wie Fans die Truppe liebevoll nennen, verwandelte den oft rüden Sprechgesang der US-Ghettos in kunstvolle Reim-Artistik. Nie zuvor hatten deutsche Gedichte – sorry, Goethe – derart viel Witz und Groove.

Immer wieder Preise

Dennoch hatten Thomas D und Konsorten stets den Anspruch, massenattraktive Musik zu machen. Kein Wunder, dass es seit 1992 in schöner Regelmäßigkeit Preise hagelt – Echo und Comet, Goldene Kamera und 1Live-Krone.

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Politisch steht der Landkommunarde dem grünen Lebenstil nahe. Auf der Bühne trägt er Öko-Mode, seine Merchandise-Artikel gelten als fair gehandelt. Zudem engagiert sich der Lyrik-Artist im Rahmen einer Intiative für Afrika.

Herz und Kommerz

Soziales Engagement heißt für ihn allerdings nicht, sich den Verlockungen des Kommerzes zu verschließen. So warb er für das Online-Spiel „World of Warcraft“, auch die Telekom kaufte den Sänger für ein Projekt ein. Für den rosa Riesen suchte Thomas D per Internet Sänger, die zur Werbe-Collage „Seven Seconds“ zusammengemixt wurden.

Erfolg schafft Erfolg. Fast logisch, dass Thomas D jetzt zum Jury-Präses der deutsche n ESC-Sause aufrückt. Er selbst jubilierte: „Präsident wollte ich schon immer werden.“ Und seinen Fans gefällt’s – nicht nur Andrea Kuklinski. Sie fand seine neue Aufgabe „sehr geil“ und wünschte ihrem Idol via Facebook „viel Spaß beim Talente-Finden“.

Zieht mit Thomas D beim ESC-Vorentscheid ein neuer Stil ein? Möglich wär’s. Seit der Deutsch-Rapper und seine Familie Weihnachten 2004 den Tsunami in Thailand fast unverletzt überlebten, wirkt er nachdenklich, philosophisch. Sein aktuelles Album heißt „Lektionen in Demut 11.0“.