Cannes. .

Nach seiner Sympathiebekundung für Adolf Hitler ist der dänische Regisseur Lars von Trier (55) beim Filmfestival in Cannes zur unerwünschten Person erklärt worden. Von Triers Film „Melancholia“ dürfe aber im Wettbewerb bleiben, erklärten die Organisatoren gestern.

Der Däne hatte am Mittwoch gesagt, er hege eine gewisse Sympathie für Hitler, sich danach für die Äußerung allerdings entschuldigt. Falls „Melancholia“ die Goldene Palme gewinnen sollte, dürfe der Regisseur die Auszeichnung nicht entgegennehmen. Unser Mitarbeiter Dieter Oßwald traf den gemaßregelten Filmemacher nach der Entscheidung.

Sie sind zum zehnten Mal in Cannes – wie empfinden Sie den Rausschmiss?

Lars von Trier: Persönlich tut mir das sehr leid, weil Gilles Jacob (der Festival-Leiter) ein sehr guter Freund von mir ist, ebenso Thierry Frémaux (der künstlerische Leiter). Es ist ein dummer Weg, auf diese Art die Beziehung zu beenden. Ich habe komplett dumme Sachen gesagt, aber ich habe nicht die Rolle von Mel Gibson gespielt. Ich fühle mich als halber Jude, weil ich den größten Teil meines Lebens dachte, dass ich es bin.

Hat der Druck der Festival-Sponsoren für Ihren Rausschmiss aus Cannes gesorgt?

Von Trier: Eine Frage wie diese würde ich nie beantworten, denn eine Antwort würde mich in noch größere Schwierigkeiten bringen, als ich sie ohnehin schon habe.

Sind Ihre Filme fortan ebenfalls gebannt?

Von Trier: Das weiß ich nicht genau. Ich weiß nur, dass ich mich dem Festival-Palais nicht mehr als 100 Meter nähern darf.

Haben Sie den Bruch bewusst provoziert?

Von Trier: Es ist eine groteske Situation, dass ich auf diese Weise den Kontakt zu Cannes verloren habe, dem ich so viel verdanke. Andererseits komme ich jedes Jahr hierher und habe das Gefühl, dass ich Filme nach dem Geschmack des Festivals drehe. Ich hatte Angst, dass ich mir eine unbewusste Zensur auferlege. Wenn diese ganze Sache etwas Gutes hat, dann vielleicht die Möglichkeit, dass ich nun freier bin.

Hat Sie die Reaktion noch depressiver gemacht als Sie ohnehin schon sind?

Von Trier: Ich gebe zu, dass ich eher ein bisschen stolz darauf bin, eine „persona non grata“ zu sein. Ich habe eine französischen Orden, den sie mir jetzt vermutlich abreißen würden.

Wie haben Ihre Schauspieler reagiert?

Von Trier: Charlotte Gainsbourg sagte: ‚Mein Vater wäre stolz auf dich’. Kirsten Dunst hat den Kopf geschüttelt und denkt sich wohl, dass ich eben ein verrückter Europäer bin.