Düsseldorf. .

Paul Klee war ein Mal-Besessener und ein Perfektionist, der penibel Künstlerbuch führte und über jeden Arbeitsschritt seiner Malerei schriftlich Rechenschaft ablegte. Doch so gut man seine Kunst auch zu kennen glaubte, so oft man seine von Licht durchwirkten und von Poesie getränkten Bilder auch kopiert haben mag: So gründlich wie die Düsseldorfer Kunstsammlung NRW hat noch kein Museum das Klee-Werk durchleuchtet. In den vergangenen Wochen wurden die 99 Arbeiten, gerühmter Grundstock der vor 50 Jahren gegründeten Landessammlung, dafür im Keller des Museums durch einen riesigen Scanner geschoben, der in seinen Ausmaßen fast an eine Röntgen-Röhre erinnert: Klee als Untersuchungsobjekt, der nun mit jedem haarfeinen Riss, mit jeder noch so kleinen Falte festgehalten ist. Digitalisierung – eine Revolution im Museum.

Dort, wo das Original bislang die einzig gültige Währung war, wo die Aura der Einzigartigkeit den maßgeblichen Teil des Kunstgenusses ausmacht, sind die Fragen der technischen Reproduktion nicht länger passé. Wobei es gar nicht um die exakte Kopie, um das Replikat geht. Was sich die Museums-Experten von den hochaufgelösten Digitalisaten versprechen, das ist vor allem ein schonender Umgang mit der echten Kunst. Die Gemälde müssen für Publikationen und Ausstellungskataloge nicht mehr fotografiert und angeblitzt werden. Einmal entrahmt und gescannt, sind die Datensätze nun für alle Zeit vorhanden. Und lassen die Restauratoren jubeln. Ob in 10, 20 oder 50 Jahren – man wird diese Da­tensätze immer wieder als Grundlage heranziehen und mögliche Schäden nachweisen können.

Frohlocken könnten eines Tages freilich auch Datendiebe und Kunstfälscher über diese hochauflösenden Klee-Datenschätze im Netz. Weshalb die Daten absolut Hacker-sicher gespeichert seien. Heißt es.

Jede Faser festhalten

Im Gegenteil könnte sich der Scanning-Prozess auf Sicht sogar zu einem Anti-Fälschungs-Programm entwickeln. Denn so lupentief die Technik jede Faser, jedes Staubkorn, jede Druckstelle erfassen kann, so verlässlich könnte das Programm in Zukunft möglicherweise die Klee-markanten Daten abspeichern und das Echte vom Falschen unterscheiden helfen.

Ob am Ende auch der Kunstfreund etwas von der technischen Entwicklung zu Gesicht bekommt und Klee irgendwann in einer virtuellen Galerie klicken kann, das ist noch fraglich. In Düsseldorf sind die Aussichten in nächster Zeit womöglich noch viel besser -- nämlich auf Klee im Original.