Düsseldorf. .

Eine Woche vor dem Eurovision Song Contest: Lena Meyer-Landrut probt in Düsseldorf, und in der Altstadt feiern schon die Fans. Die Stadt ist im ESC-Fieber, die Norweger finden das Bier billig, aber Zimmerpreise steigen schon mal aufs Fünfache.

Samstag singt Lena. 15.30 Uhr ist Probe, später hat sie „Make-Up Beratung“. „Unser Star“ ist in der Stadt, Lena Meyer-Landrut ist in Düsseldorf angekommen, in einer Woche ist Finale beim Eurovision Song Contest.

Bislang war das nur so ein Gefühl. Weil Düsseldorf voller Bilder von Lena hängt, weil in der Telefon-Warteschleife des Flughafens ihr Lied läuft und weil es im „Kreuzherren-Eck“ ein „Lena-Jedeck“ gibt: ein Alt und ein Schnäpschen mit Salmiak, aber „nur für kurze Zeit“. Man darf annehmen, eine Woche noch, dann ist Finale und der Song Contest auch schon wieder vorbei. Am Mittwoch hat Lena Blumen verteilt in der Altstadt, höchstselbst, aber das hat vorher niemand gewusst. Einmal Burgplatz, Marktplatz, Königsallee, dann holte ein Auto sie ab und weg. Und in der Fan-Kneipe, wo am Donnerstag die Norweger den Laden aufgemischt haben, wie man sich erzählt – da „sind die Deutschen nie dabei“, sagt einer, der immer dabei ist.

Das galt nun jahrelang auch für die „Big Five incl Host“, die heute erstmals in der Arena üben, die Großen Fünf inklusive Gastgeber. 2011 aber darf Deutschland-Düsseldorf-Lena mitspielen, wie auch Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien. Die dagegen vorher noch ins Halbfinale müssen, trällern schon die ganze Woche im lila Licht der Halle herum; am Freitag führte das Schicksal dort einmal mehr Island, Griechenland und Portugal zusammen – vom Rettungsschirm ins Scheinwerferlicht Europas.

Die Portugiesen proben einen „Freudenkampf“

„Welcome on stage“, sprach eine Dame in die Dunkelheit, aber niemand hat geklatscht, weil niemand da war außer ein paar Journalisten aus Aserbaidschan (die waren als Nächste dran). Portugal probte unter roten Blumen, sehr bunt, sehr schräg, sehr hippie, mit rutschenden Kostümträgern und mit Schildern in der Hand: „Der Kampf ist Freude.“ Acht Tage vor dem Ernstfall sah das noch nicht danach aus, „die gewinnen nicht“, flüsterte eine unsichtbare Stimme nach dem Auftritt.

Vor der Arena ist nur Platz für Polizei und Feuerwehr, allerdings begehrte am Freitag auch ein Fisch-Laster Einlass, was macht ein Sicherheitsmann da? Der muss doch schon die prallen Plastiktüten deutscher Discounter überprüfen, die ein paar slawische Frauen soeben einschleppen, den riesigen, silbernen Rollkoffer dieses Serben und die Kinder der Delegation aus Malta! Im Presseraum versuchten die Ungarn soeben, überhaupt alle Namen ihrer Gruppe zusammen zu kriegen. Aus ein paar Lounge-Sesseln kabelten Kollegen in die Heimat: Probe gelaufen! Einer trug Socken mit Sternen, allerdings waren die rosa und also wohl kaum europäisch gemeint. Und die Russen waren gestern zwar weder dran noch anwesend, hielten aber mit Fahnen und Schildern die Arbeitsplätze besetzt.

Düsseldorf ist so international wie sein Flughafen heißt, in diesen Tagen, man spricht viel Englisch und verweist bei der Rheinbahn auf das „Public Viewing“ am „Line to Landtag-Stop“, meldet aber gleich hinter der Arena eine „Be­darfshaltestelle“, an der die Bahn hält oder auch nicht. „Es ist alles gut organisiert“, sagt im „Eurocafé“ der Kölner Hilmer Tasto, während hinter ihm der Mannschaftsbus aus Georgien in der Altstadt stec­ken bleibt. „Und das gefällt auch den meisten.“ Auf der Kneipenmeile wirbt so ziemlich jeder Laden mit mindestens einer Eurovisions-Party, über den Gassen hängen Herzchenbanner, und die Büdchen verkaufen Fähnchen.

„Das Bier ist so billig“

Finale am 14. Mai

Vier Wochen lang wird in der Düsseldorfer Arena schon aufgebaut für den Eurovision Song Contest. Das Finale steigt am Samstag, 14. Mai. Vorher aber müssen sich 38 der 43 Teilnehmer-Länder in zwei Halbfinalen (Dienstag und Donnerstag) messen. Die letzten 25 treten am Freitag zum Jury-Finale an, dessen Votum mit den Publikums-Punkten verrechnet wird.

Was Geir Ludviksen aus Norwegen nicht braucht, der trägt eine Jacke, die wie eine Fahne aus der Heimat aussieht, und findet, in Düsseldorf gebe es viele „handsome people“ – gut aussehende Leute. Das ist auch schon anderen aufgefallen, morgens beim Joggen am Rheinufer, da sind jetzt so viele fremde Gesichter, nicht die üblichen, aber hübsche, allemal. Geir ist letztes Jahr in Oslo dem Virus „Song Contest“ verfallen, er hält die Veranstaltung für „very social“, ein wunderbares Gefühl dazu zu gehören. „Und das Bier ist so billig!“

Da lässt es sich feiern, am liebsten jeden Abend im Quartier Bohème, wo die Fanclubs ihr Lager aufgeschlagen haben. Manuel Ehrich ist auch meistens da, „man redet über Musik, es gibt nichts anderes“, sagt er und: „Man putscht sich gegenseitig hoch.“ Er war ja auch schon bei den Proben, hat kommende Stars in Jogginghosen gesehen, „man ist hier quasi bei der Entstehung dabei“. Und erlebt die große Fan-Verbrüderung: „Das gibt’s im Sport nicht, die Länder verschmelzen miteinander. Harmonischer geht’s nicht.“

Nur die Sache mit der Zimmersuche, hat der Frankfurter Fan Bernd Ochs gesagt, sei „Terror“ gewesen. Ein Zimmer, das eben noch 50 Euro kostete, steigt heute im Preis auf 250, bestätigt Manuel Ehrich. Immerhin ist auch noch Marathon morgen und sowieso Messe. Und: „Das ist ja keine Weltmetropole hier.“