Für den Intendanten Willy Decker ist die Spielzeit vom 26. August bis zum 9. Oktober seine letzte RuhrTriennale. Nach Christentum und Islam wendet er sich diesmal unter dem Titel „Urmomente – Suche nach dem Jetzt“ dem Buddhismus zu.
Bochum. Die Ruhrtriennale war schon immer ein Ort der „Kreationen“. Allerdings waren damit früher Inszenierungen gemeint, die aus einem Zwischenreich von Sprech- und Musiktheater stammten. Solche „Kreationen“ wird es in diesem Jahr zwar nicht mehr geben, dafür ist man nun sprachlich kreativ. „Industriekulturtaugliche Kleidung“ wird empfohlen, wenn man Aufführungen in der Turbinenhalle an der Jahrhunderthalle in Bochum besuchen möchte, die erstmals als Spielstätte genutzt wird – aber offenbar nicht beheizbar ist.
Mit dem Festival vom 26. August bis zum 9. Oktober nimmt Intendant Willy De-cker Abschied von der Triennale. „Urmomente – Ankunft“ ist das Programm überschrieben, und auf Decker trifft das auch zu: Nach Christentum und Islam ist er nun bei dem von ihm favorisierten Buddhismus angekommen. „Nur wo Leere ist, kann etwas Neues geschehen“ zitiert er den indischen Weisen Jiddu Krishnamutri, der damit zwar nicht unbedingt die Industriehallen des Ruhrgebiets gemeint hat, vom Intendanten aber gerne dafür vereinnahmt wird.
Zum Auftakt Richard Wagner
Zur Eröffnung inszeniert Decker selbst Wagners „Tristan und Isolde“ in der Jahrhunderthalle, ein Herzenswunsch, wie er gestern bei der Präsentation des Programms zugab. Welch ein Glück, dass Wagner selbst einmal geäußert hat, er sei durch die Arbeit an diesem Stoff zum Buddhisten geworden. Zweiter Opern-Höhepunkt soll „Hanjo“ von dem Japaner Toshio Hosokawa werden, die der Spanier Calixto Bieito in der Duisburger Gebläsehalle einrichtet.
Die Abteilung Schauspiel meldet bereits einen Ausfall. Luc Bondy sei ernsthaft er-krankt, erklärte Decker, und könne deshalb nicht Horváths „Don Juan kommt aus dem Krieg“ erarbeiten. Stattdessen wird nun seine ältere Ionesco-Inszenierung „Die Stühle“ in französischer Sprache gezeigt. Eigens für die Maschinenhalle Zweckel in Gladbeck richtet Luc Perceval Shakespeares „Macbeth“ ein. Becketts „Das letzte Band“ und Kafkas „Das Schloss“ vervollständigen diese Sparte.
Wer auch „Century of Song“ in diesem Jahr vergeblich sucht, findet trotzdem Trost: John Cale wird mit den Bochumer Symphonikern in der Essener Lichtburg sein vielleicht bestes Album „Paris 1919“ aufführen. (Info: ruhrtriennale.de)