Bochum. .

In Bochum wurde eine Plastik von Otto Herbert Hajek abgerissen – mit dem Segen des Kulturdezernenten. Jetzt herrscht große Empörung und man fragt sich, wie man in Zukunft mit Kunst im öfentlichen Raum umgeht.

Wenn Kunst im öffentlichen Raum aufgestellt werden soll, wird oft heiß diskutiert. Sobald sie da ist, erkaltet das Interesse, Pflege und Erhalt kosten Geld, das nicht da ist, und die Kunst steht auf verlorenem Posten. Oder so­gar im Weg. Zumindest in Bochum: Eine raumgreifende Installation von François Mo­rellet wurde von ihrem angestammten Platz durch den Bau einer Feuertreppe vertrieben; kürzlich dann setzte der Be­tonplastik „3 Schulen unter ei­nem Dach“ von Otto Herbert Hajek ein Abrissbagger zu. 40 Jahre hatte das Werk gestanden. Ohne Diskussion erfolgte der Abriss – und manche Bürger waren empört. Von einer „bösen Aktion“ war da die Rede, von „Kalkül“ und „kommunaler Barbarei“.

Kulturdezernent übernimmt die Verantwortung

Hintergrund der Kunstzerstörung: In Bochum werden Gymnasien zusammengelegt, ein Neu­bau entsteht. An den verlassenen, umzubauenden Schulen gibt es viel „Kunst am Bau“. Für die Zerstörung der großdimensionalen Hajek-Plastik übernahm nun der Schul- und Kulturdezernent Michael Townsend die Verantwortung. Er habe zu­sam­men mit dem Leiter des Museums Bochum Hans Günter Golinski aus ästhetischen und praktischen Gründen unter „Zeitdruck“ entschieden, die Skulptur nicht zu erhalten. Sie sei ein Teil ei­nes nicht er­halt­baren Gesamtensembles ge­wesen. Eine Versetzung sei mit dem nicht mehr lebenden Künstler nicht mehr abzusprechen gewesen und äs­thetisch „fragwürdig“. Au­ßer­dem sei die Skulptur be­schä­digt gewesen, eine Umsetzung hätte 60 000 Euro gekostet. Viel Geld für eine klamme Ge­meinde.

In Bochum steht noch mehr Kunst „im Weg“. Prominentes Beispiel: Eine 1980 errichtete Installation von Friedrich Grä­sel zum Gymnasium am Ost­ring steht mitten auf einem künftigen Baugrund und ist in schlechtem Zustand. Nach den empörten Reaktionen will Townsend nun eine Kommission für Kunst im Öffentlichen Raum wiederbeleben, die schon vor seiner Amtszeit existiert hat, aber „eingeschlafen“ war, weil oh­nehin kein Geld dafür da war. Nun soll sie abwägen, was mit der Kunst im öffentlichen Raum passiert und Entscheidungen über Erhalt oder Un­tergang auf breitere Füße zu stellen.