Oberhausen. .

Neun Monate wird er Gasometer in Oberhausen zur Wunderkammer: In 180 Bildern führt die Ausstellung „Magische Orte“ um die Welt und wird gekrönt von der Skulptur eines riesigen Baumes, der in 43 Metern Höhe hängt.

In 180 Bildern um die Welt. Wer den Gasometer betritt, der gelangt in nullkommanix aufs Dach der Welt, wandert durch den Schlund des Grand Canyon, kommt mit wenigen Schritten vom Kölner Dom zum Felsendom in Jerusalem oder vom indischen Taj Mahal in die Sahara.

Neun Monate lang wird die Tonne zur Wunderkammer. Wobei der Titel der Ausstellung zu kurz greift. „Magische Orte“, das sind in Oberhausen fotografierte Berge und Flusslandschaften, Wüsten und Tropfsteinhöhlen, echte Kristalle und Kunst-Kopien. Eine Schau, bunt und vielfältig wie die Schöpfung, die hier gefeiert werden soll. Und die Krone hängt unterm Dach. Ein tropischer Baumriese von 43 Metern Höhe.

Die von Farb- und Klangimpressionen umspielte Baum-Skulptur hat Wolfgang Volz kreiert, bekannt als fotografischer Christo-Begleiter. Ein lebendes Gewächs wäre selbst für den gewaltigen Scheibengasbehälter zu schwer gewesen. Wie manches in dieser Ausstellung Abbild und Nachbau ist, die Nofretete-Büste aus Berlin oder das Christus-Mosaik aus Istanbul.

Die Schau stillt Fernweh und Bildungshunger zugleich

„Magische Orte“ punktet mit Farbe und Vielfalt, mit Atmosphäre und Anmutung. Und wer sich auf dieser Weltreise mit den Augen nicht nur von den grandiosen Motiven der fotografischen Großformate, von der meditativen Akustik und dem imposanten Raumgefühl einfangen lässt, sondern auch die Schrifttafeln liest, der wird beim nächsten Trivial Pursuit-Spiel den Gewinn einstreichen.

Denn diese von der Gasometer GmbH mit 900 000 Euro bezifferte Weltwunder-Schau stillt Fernweh und Bildungshunger zugleich. Dass die Schau von der Tui gesponsert wurde, verwundert nicht, die meisten abgebildeten Orte finden sich auch in deren Reisekatalogen. Das hindert aber nicht am Eintauchen in den lehr- und abwechslungsreichen Kosmos aus Na­tur- und Kulturmonumenten. Unesco-Sprecher Dieter Offenhäußer lobt das Vielerlei. Die Schau sei mehr als die Summe vieler Fotos. Man erkenne Leidenschaft für den Planeten.

Schöpfungsakte von Mensch und Natur

Da, wo alles anfängt, am Grund der Tonne und in der Frühgeschichte unseres Planeten, begegnen wir Naturkatastrophen-Verängstigten der unglaublichen Energie von Feuer, Wind und Wasser diesmal von der faszinierenden Seite. Sehen den glühenden Lavastrom eines Vulkans auf Hawaii wie einen leuchtenden Pinselstrich. Be­wun­dern den eleganten Schwung der Sanddüne „The Wave“ in Utah, die wie ein edles Holzkunstwerk wirkt. Sehen, was nach dem Feuerstrom kommt: Bildschöne Ba­saltsäulen wie in Nordirland. Heute ein Naturwunder.

Die Schöpfungsakte von Na­tur und Mensch gleichberechtigt nebeneinander zu stellen, das sei neu, sagt Kurator Peter Pachnicke. Auch die sieben Weltwunder fehlen nicht, Paten für die Gigantomanie der Neuzeit. Der Ko­loss von Rhodos, als Symbol der Selbstverherrlichung des Menschen, spiegelt sich in der New Yorker Freiheitsstatue. Die „Hängenden Gärten von Babylon“ finden ihre paradiesische Entsprechung in der spanischen Alhambra. Der sa­genhafte „Leuchtturm von Alexandria“ wurde überholt von Eiffelturm, Chrysler Building oder dem 828 Meter hohen Burdsch Chalifa in Dubai. Da kann selbst die mit 100 Metern höchste Ausstellungshalle Eu­ropas nicht mithalten. Auch wenn uns die Wunder in Oberhausen jetzt fast über den Kopf wachsen.