Leipzig. . Die Leipziger Buchmesse beginnt morgen: Vieles dreht sich ums E-Book, manches um Kinderbücher und wenig um Kostüme
Als Frühjahrskirmes der Buchbranche ist die Leipziger Buchmesse sonst ein unbeschwertes Fest, bei dem die Leser so nah an Autoren herankommen wie nirgends sonst. Doch in diesem Jahr fallen Schatten auf die vier tollen Lesetage von Leipzig, die am morgigen Donnerstag beginnen.
In den USA ist das E-Book längst zur Überlebensfrage geworden – Mitte Februar ging die zweitgrößte Buchhandelskette Amerikas pleite: „Borders“ hatte den E-Book-Trend verpennt und viel zu lange viel zu wenige Geräte angeboten – und dann auch noch die falschen, die technisch mit der Konkurrenz bei Amazon und Barnes & Noble nicht mithalten konnten.
Zur Leipziger Messe kündigt der deutsche Buchhandel den endgültigen Durchbruch des E-Books hierzulande an. Noch kaufen 82 Prozent der Deutschen vorzugsweise Bücher aus Papier, nur jeder 50. zieht den Bildschirm vor. Die New Yorker Autorin Nicole Krauss wies gerade in einem Essay für die Zeitschrift „The New Republic“ darauf hin, dass der Siegeszug des E-Books in den USA das Sterben der Buchhandlungen rasant beschleunigt. Krauss sieht die gesamte Buchkultur im Umbruch.
85 Prozent der großen Buchhandlungen in Deutschland haben jedenfalls E-Books im Angebot. Die deutschen Verlage, die sich viel Zeit genommen haben, um einen wirksamen Kopierschutz für ihre Bücher zu entwickeln, wollen jetzt mit aller Macht ins Geschäft kommen.
Mit zunehmender Verbreitung der neuen Technik wächst nämlich die Zahl der Raubkopien. Illegal kopierte E-Books werden im Internet meist über Download-Links weiterverbreitet. Im Gegensatz zu den Musik-Tauschbörsen ist es dabei wesentlich schwieriger, die Raubkopie rechtlich zu verfolgen. Zum Teil verzehnfachte sich die Zahl der Nutzer dieser Portale binnen eines Jahres. Forscher schätzen die Zahl der Raubkopien, die derzeit im Netz kursieren, auf 100 000.
Kinder- und Jugendbücher verkaufen sich so gut wie nie zuvor – vor allem, seit Serien wie „Harry Potter“ oder „Bartimäus“ immer häufiger auch von Erwachsenen gelesen werden. Regina Pantos, Vorsitzende im Arbeitskreis für Jugendliteratur, macht auf den Nachteil dieses Booms aufmerksam: Das klassische Kinderbuch, das Kinder in ihrer Entwicklung fördern und fordern sollte, „bleibt auf der Strecke, es bleibt in den Kinderschuhen des Klischees stecken“. Die gegenwärtigen All-Age-Bücher böten Kindern meist nur ein unterhaltsames Rundum-Sorglos-Paket. Das reiche nicht, um differenziert und originell auf die Entwicklung der Kinder einzugehen und sie zu neugierigen Lesern zu machen.
Für buntes Leben in den Messehallen sorgen ganze Heerscharen von Kindern und Jugendlichen, die sich im Stil von japanischen Manga- und Anime-Comics verkleiden. Angesichts der aktuellen Ereignisse in Japan werden sie kaum so fröhlich wie sonst durch die Messehallen lärmen. Sie werden sich im Japanischen Teegarten der Messe versammeln, um sich dem Aufruf der Leipziger Messe anzuschließen und Spenden „zur Linderung der schlimmsten Not“ zu sammeln.