Zufällig gehen die Menschen nicht ins Matzen. Das Restaurant liegt etwas versteckt, in der Nähe des Planetariums in Bochum, im Haus der Synagoge. Dafür werden einem dort jüdische Gerichte serviert, nach denen man in unserer Region schon suchen muss.

Zunächst reicht uns die Kellnerin neben den köstlichen Hefebrötchen auch das ungesäuerte Brot, das dem Restaurant seinen Namen gibt: Matzen. Religiöse Juden essen es zum Pessachfest. Das Brot hat mehr Tradition als Geschmack, aber es passt gut zum cremigen Kichererbsenmus „Hummus“. Als Vorspeise nehme ich „Tabuleh“ (4,90 €). Dieser orientalische Bulgursalat ist mit frischer Petersilie angerichtet. Ebenso gut kommt die Suppe Soljanka (5,50 €) an – die Fischvariante mit Oliven. Und bei den mit Lachs, Meerretich und Frischkäse gefüllten Blinzen (5,50 €) geraten meine Tischnachbarn ins Schwärmen. Diese Teigrollen erinnern an Wraps, sind ihnen jedoch geschmacklich überlegen.

Gefilte Fisch ist der Klassiker

Beim Hauptgang wird es deftiger: „Jarkoye“ (13,90 €) und „Tscholent“ (9,50 €) werden beide mit Rindfleisch und Gemüse zubereitet. Während „Tscholent“ einem Eintopf gleicht, der mit frischem Dill verfeinert wurde, geben bei „Jarkoye“ Pflaumen der Sauce eine raffinierte Süße. Ich nehme „Gefilte Fisch wie bei jiddischer Mama“ (11,80 €). Der Name lässt ahnen, dass dies keine Feinkost ist, sondern ein Klassiker. „Fischfrikadellen“, wird am Tisch lapidar behauptet. Nicht ganz: Bei diesem Gericht wird die Fischmasse wieder in die Fischhaut gefüllt und dann in Brühe gegart.

Dazu trinke ich einen Sauvignon Blanc (0,2l für 5,80 €). Der Weißwein aus Israel ist koscher. Auch in der Küche werden die jüdischen Speisegesetze eingehalten. Doch wenn jemand Fleisch und Milch zusammen essen möchte, etwa Schnitzel und Milchkaffee, wird es dem Gast im Matzen trotzdem serviert.

Zum Abschluss: „Fluden“

Zum Abschluss gibt es „Fluden“ (3,10 €), ein jiddisches Hochzeitsgebäck mit Rosinen und Nüssen. Kein leichtes Dessert, eher etwas zum Nachmittagskaffee im Matzen. Freitags aber erst wieder im Sommer, wenn die Terrasse geöffnet ist. Freitagabends ist das Matzen immer geschlossen: Da beginnt der Sabbat.

Preise: Vorspeisen ab 3,50 Euro; Hauptspeisen zwischen 4,90 und 13,90 Euro

Ambiente: Moderner Schick ohne Schnörkel. Echte statt Kunstgerbera auf den Tischen wären aber noch schöner gewesen

Service: Die Kellnerin ist keine Weinexpertin, dafür vermittelt sie mit ihrer sehr herzlichen Art, dass man willkommen ist

Matzen, Erich-Mendel-Platz 1, 44791 Bochum, Telefon 0234/ 417 560 126, www.jg-bochum.de, Montag Ruhetag, Freitagabend geschlossen