Düsseldorf. . Bordell-Legende Wollersheim aus Düsseldorf will heiraten. Und lässt die Fernsehnation daran teilhaben. Das Ergebnis: Ein frivoler Blick hinter die Kulissen des Rotlichtmilieus mit dem Titel „Die Wollersheims – eine schrecklich schräge Familie“.

Voyeure und Trash-Fans aufgepasst: RTL II hat seine Stärken gebündelt und eine neue, 8-teilige Doku-Soap (immer montags, 20.15 Uhr) produziert. „Die Wollersheims – eine schrecklich schräge Familie“ zeigt das Leben von Bordelllegende Bert Wollersheim und seiner 23-jährigen Sophia Vegas, die sich für ihre Hochzeit rüsten. Bei dieser Kombination von Rotlicht-Dokumentation und Reality-Show kann der Zuschauer einfach nicht wegsehen. Auch, oder besonders, weil es manchmal so unterirdisch peinlich ist, was er da sieht.

Dieses Mal hat der Sender mit dem Titel der Doku-Soap den Nagel auf den Kopf getroffen: „Die Wollersheims – eine schrecklich schräge Familie“ erinnert wirklich an das amerikanische Vorbild, bei dem sich der miesepetrige Al Bundy und seine scharfzüngige Peggy ein Wortduell nach dem anderen liefern. Die große, dralle Blondine Sophia Vegas rückt ihrem Bert manchmal auch ganz schön auf die Pelle. Ständig streicht sie ihrem einen Kopf kleineren Freund durch die gesträhnte Mähne, presst sich an ihn und verlangt mit einem Schmollmundgesicht nach Küsschen. Und Bert ist noch gewillt, bei dem inszenierten Liebesgeturtel seiner zukünftigen Ehefrau mitzuspielen. Das mit den Wortgefechten hingegen will noch nicht so ganz klappen.

Ein Puff tut es auch

Denn Sophia versteht manchmal einfach nicht, was in der Welt um sie herum vorgeht. Ganz ehrlich gibt sie zu: „Mich ärgert das total, wenn ich was nicht weiß.“ Aber Wissenslücken muss man nicht unbedingt füllen, man muss sie nur überbrücken können. So fällt Sophia, ihrer Mutti und der albernen Tante Uschi beim Kaffeekränzchen einfach nicht ein, wie es heißt, wenn man Tote vor dem Verwesen bewahrt. Pökeln vielleicht? Oder einlegen? Schwere Frage. Erst der Anruf bei Bert – Sophia hält ihr Glitzer-IPhone beim Telefonieren übrigens wie ein Butterbrot – bringt Gewissheit. Konservieren heißt das! Ja, wer hätte das schon wissen können?!

Sophia weiß, was Bert beruflich macht. Eigentlich, so erzählt der gelernte Frisör, habe er mal ein Hotel betreiben wollen. Aber ein Puff tut es auch. „Ich habe Spaß daran, die Menschen zu verwöhnen“, erklärt er. So gesehen kommt es ja auf dasselbe heraus. Käufliche Liebe ist also nichts Verwerfliches, aber Sophia scheint das noch nicht so ganz glauben zu können. Staunend schlendert sie mit ihrem Bert durch die „Themenzimmer“ seines Bordells in der Düsseldorfer Rethelstraße. Offenbar plagen sie Berührungsängste, denn Bert kann sie nur mit viel Mühe dazu überreden, eines der Betten doch mal Probe zu liegen. Während Bert davon träumt, alle Räume mit seiner Liebsten einmal, wie Sophia es nennt, „durchzuorgeln“, fühlt die sich sichtlich unwohl. „Darling/Baby/Liebling, ich bitte dich“, ermahnt sie ihn jedes Mal, wenn er eine anzügliche Bemerkung macht. Dabei ist Berts Club doch nun auch ihr Arbeitsplatz. Sie tanzt aber nicht an einer Stange oder serviert Drinks, wie man bei ihrem Kleidungsstil meinen sollte, sondern packt im Management mit an.

„Ich war schon immer eine gute Eierköcherin“

Der nächste Morgen. Berts Eigenheim am Niederrhein sieht von innen seinem Bordell verblüffend ähnlich: ein voll verspiegeltes Badezimmer, erotische Frauenskulpturen überall und natürlich Satin-Playboy-Bettwäsche in rosa. „Baby, du siehst so süß aus in dieser pinken Bettwäsche“, säuselt Sophia, als sie ihren Liebsten weckt. Offenbar ist Sophia ein ausgesprochener Morgenmensch, Bert eher nicht. Er raucht heimlich eine Zigarette in seinem 40 m² großen, begehbaren Kleiderschrank, während sie ihm ein Frühstücksei kocht. „Ich war schon immer eine gute Eierköcherin“, erklärt sie ihm später. Das sind vielleicht aber nicht gerade die Qualitäten, wegen der Bert seine dralle Freundin ehelichen möchte.

Wer sich als Zuschauer bei solchen Szenen nicht schämt, dem ist nicht mehr zu helfen. Auch wenn jeder denkt: „So peinlich kann man einfach nicht sein!“ – die Wollersheims sind es. Unabsichtlich meist, aber sie sind es. Manchmal kommt es allerdings vor, dass die beiden selber merken, wie sie auf Außenstehende wirken müssen. Etwa als in einem Dessous-Laden ein kleiner Streit entbrennt. Bert schwelgt mal wieder in erotischen Tagträumen, was Sophia nicht nachvollziehen kann. Träumt er etwa von fremden Frauen? Was folgt ist eine Diskussion in der beide aneinander vorbeireden. Bert möchte den Dreh gar abbrechen, beide verschwinden vor die Tür des Geschäfts. Am Ende ist doch alles wieder eitel Sonnenschein, was sollen die Fernsehzuschauer denn sonst denken von den beiden Doku-Stars?