Los Angeles. Die Filmwelt trauert um Bernd Eichinger. Nachruf auf einen Produzenten, der sich in den vergangenen Jahrzehnten den Ruf als wichtigster Mann im deutschen Film verdient hat. Eichinger starb im Alter von 61 Jahren an einem Herzinfarkt

Er bezeichnete sich selbst als filmbesessen. Kaum eine wichtige deutsche Leinwand-Produktion, bei der er nicht seine Finger im Spiel hatte: Nun ist der Filmproduzent Bernd Eichinger tot. Er starb bei einem Abendessen im Kreise von Freunden und der Familie an einem Herzinfarkt "plötzlich und unerwartet" in Los Angeles, wie die Constantin Film am Dienstag in München mitteilte.

"Wir alle sind geschockt von dieser unfassbaren Nachricht und fühlen mit der Familie und den Angehörigen, denen unsere tiefe Anteilnahme und herzliches Beileid gilt. Mit Bernd verlieren wir einen Freund und Weggefährten, unsere Trauer und den Schmerz kann man nicht in Worte fassen", heißt es in der Mitteilung. Eichinger sei über 30 Jahre lang das Herz der Constantin Film gewesen und habe die Filmindustrie national wie international geprägt.

Zu seinen Filmen zählen "Der Name der Rose", "Das Geisterhaus" von Bille August, "Der bewegte Mann" von Sönke Wortmann, "Der Untergang" von Oliver Hirschbiegel, "Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders" von Tom Tykwer und "Der Baader Meinhof Komplex" von Uli Edel. Zudem gehört Eichinger zu den Urhebern der First Steps Awards für junge Filmemacher und ist einer der Gründerväter der Deutschen Filmakademie.

Eichinger war im April 2010 bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises in Berlin mit dem Ehrenpreis ausgezeichnet worden. Er habe "den deutschen Film geprägt wie kaum ein anderer", hatten die Veranstalter betont.

Gute Nase für Stoffe

"Ich habe keine gute Nase für Stoffe, und ich versuche auch gar nicht, mich daran zu orientieren, was denn so en vogue ist", sagte Eichinger einmal. "Ich gehe nur von mir aus." Mit diesem Rezept traf Eichinger, der neben seiner Arbeit als Produzent auch Drehbücher geschrieben und Regie geführt hat, seit Jahrzehnten fast immer den Geschmack des Publikums.

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Als Sohn eines Arztes wuchs er mit seiner Schwester in einem kleinen Ort in Oberbayern auf. Mit elf Jahren kam er in ein katholisches Internat im Bayerischen Wald. "Die Glocke teilte dort das ganze Leben ein", beschrieb Eichinger den strengen Tagesablauf. Aus dieser Erinnerung entstand auch die Idee für einen Kurzfilm, in dem eine Klingel den Tagesablauf eines jungen Mannes bestimmt und ihn damit in den Wahnsinn treibt. Mit diesem Film bewarb Eichinger sich an der Münchner Filmhochschule. Unter 400 Bewerbern ergatterte er 1970 einen der begehrten elf Studienplätze. "Das war eine Offenbarung", schwärmt er von seiner Zeit dort.

Verbissener Kampf um das "Parfum"

Mit 25 Jahren gründete Eichinger seine erste Produktionsfirma, mit der auch der Oscar-nominierte Film "Die gläserne Zelle" entstand. 1979 stieg der Jung-Produzent bei der angeschlagenen Verleihfirma Constantin ein. Auch dort bewies er ein glückliches Händchen und konnte das Unternehmen im Laufe der Jahre durch Umstrukturierungen sanieren. 2006 gab er seine Anteile an Constantin ab, war der Firma aber immer noch eng verbunden.

"Geschichten springen mich einfach an", beschrieb Eichinger sein Gespür für Stoffe. Für manchen seiner Erfolge kämpfte er lange Zeit verbissen. So musste der Produzent 15 Jahre warten, ehe sein Freund Patrick Süskind seinem Drängen nachgab und ihm die Filmrechte an dem Roman "Das Parfüm" dem Vernehmen nach für zehn Millionen Euro verkaufte.

Eichinger bewies im Laufe der Jahre nicht nur Geschick bei seiner eigenen Karriere, er galt auch als Entdecker von Stars wie Til Schweiger und Sönke Wortmann. Und er hatte den Ruf, die Kontrolle behalten zu wollen. "Die Regisseure sind im Prinzip eifersüchtig, wenn ich beim Dreh nicht dabei bin, weil sie denken, dass mich das jetzt nicht interessiert", erklärt Eichinger selbst seine Omnipräsenz.

"Er hat etwas Maßloses" beschrieb ihn sein Freund und Regisseur Uli Edel. Auf seine Frage, warum er Filme mache, habe Eichinger geantwortet: "Ich will, dass sie mich lieben."

Held in der Frauenwelt

Diese Maßlosigkeit spiegelt sich auch in der Damenwelt wider. Bei den Frauen kam der Produzent, dessen Markenzeichen dunkles Sakko, helles Hemd, weiße Turnschuhe und Jeans sind, gut an. Zu seinen früheren Lebensgefährtinnen zählen die Schauspielerinnen Hannelore Elsner, Barbara Rudnik, Katja Flint und Corinna Harfouch. Aus einer seiner vielen Beziehungen stammt Eichingers 27-jährige Tochter Nina, die bei der aktuellen Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" in der Jury sitzt. Eichinger war seit 2006 mit der Journalistin Katja Hofmann verheiratet und wohnt in München und Los Angeles.

Auch in Hollywood feierte Eichinger große Erfolge. Sein Film "Der Untergang" über die letzten Tage Hitlers im Führerbunker und der RAF-Thriller "Der Baader Meinhof Komplex" waren für den Oscar nominiert. Doch während er eine ganze Reihe Filmpreise und Auszeichnungen wie den Bambi abräumen konnte, ging der Traum vom Oscar für Eichinger nicht in Erfüllung. Einen Lebenstraum habe er sowieso nicht, ließ der Produzent schon mehrmals wissen. Dazu erklärte Eichinger ganz trocken: "Träumen tue ich, wenn ich schlafe." (ap)