Dortmund/Recklinghausen.
Schiller als Thriller: Werke des deutschen Klassikers bilden den Schwerpunkt der diesjährigen Ruhrfestspiele. Dazu spielt Hollywood-Star John Malkovich den Casanova, und auch Heike Makatsch spielt jetzt Theater.
Ruhrfestspiel-Chef Frank Hoffmann muss sich gar keine Gedanken mehr machen, wo er die internationalen Stars herbekommt, mit denen sein Festival seit geraumen Jahren prunkt. Den meisten gefällt es auf dem grünen Hügel Recklinghausens so gut, dass sie gerne wiederkommen. John Malkovich beispielsweise: Letztes Jahr war er die Überraschung der Festspiele, als er in der musikalischen Kreation „The Infernal Comedy“ dem Frauenmörder Jack Unterweger Gestalt verlieh. Dieses Jahr bestreitet er in Gestalt des alt gewordenen Giacomo Casanova gleich die Eröffnungsvorstellung am 3. Mai.
Das Serienkiller-Projekt bestand zwar aus viel Belcanto und wenig Unterweger, das Publikum aber war hingerissen. Malkovich ist einer, der mit seinen lauernden Schritten nur die Bühne zu überqueren braucht, der dem Publikum nur einen seiner typisch abschätzigen Blicke schenken muss, und schon liegen ihm alle zu Füßen. In „The Giacomo Variations“, unterlegt mit Arien aus Mozart-Opern, wird er diesmal sogar selbst singen.
Heike Makatsch in der Bühnenfassung von Wim Wenders’ Film „Paris, Texas“
Die große Zahl der Ur- und Erstaufführungen, die Frank Hoffmann am Mittwoch bei der Programmvorstellung in Dortmund ausdrücklich hervorhob, blühen diesmal eher in der zweiten Reihe, fast alle attraktiven Großprojekte sind andernorts bereits gezeigt worden. Dazu gehört auch „Paris, Texas“, die Bühnenfassung des Films von Wim Wenders. Intendant Sebastian Hartmann hat sie an seinem Centraltheater Leipzig herausgebracht und Heike Makatsch dabei überzeugt, erstmals eine Bühnenrolle anzunehmen.
Dominique Horwitz spielt den „Cyrano de Bergerac“, Ben Becker in O’Neill
Die Ruhrfestspiele, das bedeutet, wie schon zu Hansgünther Heymes Zeiten, stets auch ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Dominique Horwitz beispielsweise ist in den letzten Jahren immer dabei und spielt diesmal den „Cyrano de Bergerac“. Stammgast Ben Becker wird man in O’Neills „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ sehen. Das Schauspieler-Paar Edgar Selge und Franziska Walser wird nur zu zweit Goethes „Iphigenie auf Tauris“ zu Gehör bringen. Es legt Wert auf die Feststellung, dass kein Regisseur an ihrem Projekt beteiligt ist, das sie trotzdem aber eine „Inszenierung“ nennen.
Die in ein Theaterzelt ausgelagerte fünfteilige Reihe der Uraufführungen, bei der man wirklich auch Entdeckungen machen kann, trumpft diesmal auf mit neuen Arbeiten prominenter Jungdramatiker wie Philipp Löhle („Das Ding“) und Dirk Laucke („Alles Opfer! “). Als „Sensation“ wird hier auch „Gute Reise auf Wiedersehen“ annonciert, der letzte noch nicht aufgeführte Teil von Einar Schleefs dramatischem Zyklus „Totentrompeten“.