Berlin. Der Kultfilm aus den USA ist unkonventionell und besticht mit generationenübergreifendem Humor. Ein außergewöhnliches Kino-Erlebnis.

Ein Mann kämpft in der Wildnis gegen Kälte, Hunger und ... hunderte Biber? Richtig gelesen. Der US-Film „Hundreds of Beavers“ aus dem Jahr 2022 bietet schwarz-weiße Stummfilm-Optik, billig-charmantes (Sound-)Design und offenherzig-derben Slapstick-Humor. Außer Landes genießt die Indie-Komödie bereits Kultstatus und verspricht eines der außergewöhnlichsten Kino-Erlebnisse des Jahres zu werden.

„Hundreds of Beavers“ im Kino: Slapstick-Comedy mit direktem Kultstatus

Der vormalige Brauer Jean Kayak ist in der Wildnis eingeschneit. Auf der Suche nach Nahrung entdeckt er seine Berufung als Pelzjäger. Das übergeordnete Ziel: Ein professioneller Trapper werden und konsequenterweise die Tochter des ansässigen Pelzhändlers heiraten. Dabei hapert es zunächst an einfachsten Fallen, Kayak schafft es kaum einen Hasen zu erlegen. Er muss das Handwerk von Grund auf erlernen.

Komödiantisches Potenzial zieht der Film vor allem aus den unzähligen Fehlversuchen, die der Nachwuchs-Pelzjäger dabei unternimmt: Er fällt in Löcher, wird von Vögeln gepickt, muss Tierkot und Eiszapfen ausweichen. Running Gags und Slapstick-Sounds sind dabei so dusselig und stumpf, dass sie gepaart mit den Tieren – allesamt Menschen in karnevalesken Tierkostümen – einen köstlich-unterhaltsamen Low-Budget-Film bilden.

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Große Teile des Films sind darüber hinaus vor dem Greenscreen gedreht. Hauptdarsteller Ryland Brickson Cole Tews rackert sich dabei ab, „klettert“ Bäume hoch, stürzt theatralisch und sorgt - geredet wird im ganzen Film kaum bis gar nicht - durch Mimik und Gestik für den klassischen Stummfilmstil. der 20-er Jahre. Regisseur Mike Cheslik und sein Team kreieren in der eisigen Landschaft mit einfacher Requisite und handwerklichen Mitteln einen unkonventionellen Stilmix zwischen Photoshop-Sünden und Comic-Designs. Großartig.

Biberjagd in Videospiel-Optik: Nach und nach wird Ausrüstung freigeschaltet

Kayaks Fortschritt wird währenddessen in klassischer Survival-Videospiel-Manier festgehalten. Die Fallen werden ausgeklügelter und neue Beute-Köder-Kombinationen freigeschaltet – der Verkaufsstand des Pelzhändlers zeigt sich im Layout eines Videospiel-Shops. Kayak erhöht seine Effizienz, hält wichtige Wegpunkte auf einer Karte fest, arbeitet sich an seiner „Quest“ ab, hunderte Biber zu fangen. Für erfahrene Videospielerinnen und -spieler sehr zufriedenstellend, diesen Fortschritt zu beobachten – wenn auch in Teilen etwas langwierig.

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Die immer neuen Tiere und ihre Verhaltensweisen sorgen jedoch für Abwechslung und tragen zum komödiantischen Slapstick bei, tappen drollig in die ausgestellten Fallen oder fallen fast gleichgültig anderen Raubtieren zum Opfer. Die namensgebende Biber-Kolonie – eine intelligente Nagetier-Gesellschaft, bestehend aus Ingenieuren, Wachhabenden, Arbeiterinnen und Arbeitern – baut derweil einen ominösen Staudamm und erschwert Kayak die Arbeit. Seine finale Herausforderung vor der Hochzeit könnte also auch seine letzte sein. Doch egal, wie es ausgeht: Es wird grandios unterhaltsam.

Slapstick-Komödie, USA 2022, 108 min, von Mike Cheslik, mit Ryland Brickson Cole Tews, Olivia Graves, Wes Tank, Doug Mancheski, Luis Rico