In der Region. Der NABU ruft zur Vogelzählung 2025 auf. Wieso Deutschlands häufigster Vogel im Ruhrgebiet dabei leider stets auf den hinteren Rängen landet.

Aktuell sind die Blicke vieler Naturfreunde und -freundinnen wieder 60 Minuten lang konzentriert in den Garten oder auf den Balkon gerichtet: Die Aktion „Stunde der Wintervögel“ hat am Freitagmorgen, 10.1., begonnen. Einmal mehr gilt es zu beobachten, wie viele Meisen, Finken & Co. sich dort zeigen. Die Vogelbeobachtung, das „Birding“, ist ein immer beliebter werdendes Hobby. Bei der Aktion des NABU hat es auch einen konkreten Nutzen: Je genauer man weiß, wie sich die Populationen verschiedener Vogelarten entwickeln, desto besser kann mit etwaigen Maßnahmen darauf reagieren. Dank der Online-Übermittlung der Daten können mit Beginn der Aktion am Freitag hier bereits die ersten Ergebnisse eingesehen werden.

Stunde der Gartenvögel 2025
Sie mag das Revier: Die Blaumeise wird in vielen Ruhrgebietsstädten bei der „Stunde der Wintervögel“ am häufigsten gezählt. © NABU | Frank Derer

Während bei der „Stunde der Gartenvögel“ im Mai die hierzulande brütenden Arten gezählt werden, stehen im Winter die sogenannten Standvögel im Fokus – also jene, die auch in der kalten Jahreszeit nicht fortziehen. Dazu gesellen sich Wintergäste, die aus ihrer wirklich kalten Heimat zu uns kommen. Und so wird gezählt: Auf nabu.de kann man sich ein Blatt mit Abbildungen der 15 häufigsten Wintervögel herunterladen und ausdrucken. Mit dieser zur Hand nimmt man eine Stunde lang etwa den heimischen Garten oder die Terrasse mit Futterhäuschen in den Blick und notiert die jeweils höchste Anzahl einer Vogelsorte, die gleichzeitig zu sehen ist.

Im Anschluss haben alle Teilnehmer bis zum 20.1. die Möglichkeit, ihre Ergebnisse zu melden – am besten online auf www.nabu.de/onlinemeldung, das spart dem NABU Aufwand. Gleichwohl kann man auch per Post seine Ergebnisse übermitteln, allerdings nicht mehr – wichtig! – telefonisch, obwohl das auf dem aktuell zum Download stehenden Faltblatt zur Aktion noch so vermerkt ist. Wer mitmacht, kann sogar etwas gewinnen: Unter allen, die ihre Ergebnisse melden, werden Vogelbücher, Futtersäulen und als Hauptpreis ein Fernglas, perfekt für die Vogelbeobachtung, verlost.

Stunde der Wintervögel
Für die Aktion „Stunde der Wintervögel“ kann man ein PDF als Zählhilfe herunterladen. © NABU | Sebastian Hennigs

Stunde der Wintervögel: Wann man die meisten Vögel sieht

Natürlich will, wer beim Zählen mitmacht, möglichst viele Vögel beobachten. Birgit Königs vom NABU-NRW weiß, welche Zeit sich anbietet: „In der Regel kann man Vögel in den frühen Morgenstunden am besten beobachten. Aktuell ist es morgens ja noch ziemlich duster, aber gegen zehn sind sie momentan auch recht aktiv.“ Am besten sei es freilich, man habe eine Fütterungsstelle im Garten, auf der Terrasse oder dem Balkon, denn dort zeigen sich die Vögel naturgemäß immer wieder gerne. Solche Rahmenbedingungen und die gewählte Zeit, werden zur Einordnung der Ergebnisse bei der Meldung vermerkt.

Stunde der Wintervögel: Diesen Fehler sollte man vermeiden

„Man sollte übrigens nicht im Wald spazieren gehen und die Vögel zählen, die einem dort begegnet sind“, erklärt Königs. „Es geht bei der Zählung um die Vögel im Siedlungsraum, also der städtische Bereich, das Dorf und der Dorfrand. Es macht keinen Sinn, alle Vögel zu zählen, die man in der offenen, freien Landschaft zählen kann.“

Auch den Schwarm Wildgänse am Horizont darf man getrost ziehen lassen. „Man sollte sie nur mitzählen, wenn sie etwa über den eigenen Garten oder Balkon fliegen. Es geht ja um die Beobachtungen in unmittelbarer Nähe“, erläutert die NABU-Expertin. „Wenn man in der Ferne am Horizont einen Gänseschwarm entdeckt, sehen den natürlich auch noch viele andere, die dort vor Ort zählen. So eine Verfälschung ist in der Zählung allerdings immer enthalten. Die Spatzen aus Nachbars Garten kommen meist ja auch bei mir vorbei, also zähle ich sie ebenfalls mit. Der Radius ist also nicht so eng gefasst, aber zu weit ausdehnen sollte man ihn auch nicht.“

Stunde der Wintervögel: Warum landet der Spatz im Ruhrgebiet auf den hintere Rängen

Die bundesweiten Zählresultate können nicht nur nach Bundesländern, sondern auch noch regional und nach Städten gefiltert werden. Dabei ergibt sich für die vergangenen Jahre – bezogen auf das Ruhrgebiet – ein erstaunliches Bild: Sowohl in Deutschland als auch in NRW führt stets der Haussperling oder Spatz die Liste als häufigster Vogel an. In den meisten Städten des Ruhrgebiets dagegen ist er abgeschlagen auf den hinteren Rängen zu finden – in Essen und Bochum etwa auf Platz neun, in Gelsenkirchen und Dortmund auf Platz sechs.

Dem Haussperling, auch Spatz genannt, gefällt es im Ruhrgebiet nicht mehr.
Dem Haussperling, auch Spatz genannt, gefällt es im Ruhrgebiet nicht mehr. © dpa | Kira Hofmann

Sogar im Ballungsraum Berlin ist der Spatz der häufigste Vogel – die Hauptstadt gilt gar als seine Hochburg –, wieso gefällt es ihm aber ausgerechnet im Revier nicht? „Er war früher deutlich häufiger. Das dürfte etwa daran liegen, dass viele alte Häuser saniert worden und damit entsprechende Brutplätze verloren gegangen sind“, erklärt Birgit Königs. „Diese ganzen Nischen am Haus, an den Hauswänden, unter der Dachgaube, die sonst der Spatz besetzt hat, sind verschlossen worden.“ Außerdem fehle ihm mehr und mehr die bevorzugte landschaftliche Struktur: „Die Spatzen brauchen auch Gebüsche oder zumindest Hecken, in die sie dann scharenweise einfallen können. Genauso wie offene Sandflächen, die die Spatzen als Badeplätze nutzen. Und auch das ist ja in den vergangenen Jahren deutlich verloren gegangen.“

Stunde der Gartenvögel 2025
Auch den Buntspecht kann man mit Glück bei der „Stunde der Wintervögel“ beobachten. © NABU | Frank Derer

Noch verbreiteter als im Bundes- wie Landedurchschnitt (jew. Platz vier) war im Ruhrgebiet dagegen zuletzt die Amsel (Platz drei). Das könnte sich bei der aktuellen Zählung jedoch ändern: „Die Amsel hat im vergangenen Jahr wieder unter dem Usutu-Virus gelitten“, weiß Königs. „Dass ich in meinem Garten momentan keine Amseln sehe, finde ich persönlich sehr traurig.“ Auch andere Vögel hätten unter Viren und Bakterien zu leiden gehabt, Grünfinken etwa. Doch es gibt auch Positives: „Der Zaunkönig hatte in den letzten Jahren ebenfalls Probleme, ihn kann man aber mit ein bisschen Glück im Moment wieder mehr beobachten.“