Castrop-Rauxel. Matthias Grosche aus Castrop-Rauxel veredelt Millionen Jahre alte Dino-Hinterlassenschaften. Kunden tragen sie um den Hals.

Schon von weitem sieht man die goldenen und silbernen Schmuckstücke in den schwebenden Vitrinen glänzen – Ringe, Armbänder, Ketten. Sie alle sind handgefertigt und warten nur noch darauf, dass jemand sie kauft. Das Galeriehaus Grosche in Castrop-Rauxel hat eine lange Tradition: 225 Jahre, um genau zu sein. Diesen Geburtstag hat Inhaber Matthias Grosche nun zum Anlass genommen, ganz besondere Schmuckstücke anzufertigen.

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„Eine Kundin sagte mir, dass wir mit so einer langen Tradition ein Goldschmiedosaurus sind“, erinnert sich Goldschmied Grosche und lächelt. Das eigenwillige Wortspiel hat schnell seine kreativen Gedanken ins Rollen gebracht. Dieser Name, in Verbindung mit dem Bewusstsein, dass jede Generation auf den Hinterlassenschaften ihrer Vorgänger aufbaut, hat ihn zu seiner charmant-ironischen Idee inspiriert. Wieso nicht aus Dino-Häufchen Kunst machen? Nach einiger Recherche war klar: Das geht! Versteinerte Dino-Hinterlassenschaften gibt es nämlich tatsächlich zu kaufen, und Grosches Steinschleifer besorgte sie ihm. Koprolithen heißen die Überbleibsel im Fachjargon und sehen tatsächlich aus wie – ganz normale Steine.

Dino-Kacke mit Brillantschliff vom Goldschmied

„Und sie lassen sich auch so bearbeiten“, weiß der Experte. Gleich mehrere Hinterlassenschaften hat der Goldschmied in kleine Steine schleifen lassen, um sie dann zu veredeln. Mit Geduld und Geschick wurde der Dino-Kacke ein Brillantschliff verpasst. Das bedeutet: Der Stein muss 56 Facetten und eine ganz bestimmte Form haben.

Juwelier Grosche - Schmuck aus versteinertem Dinosaurier Kot
Matthias Grosche führt die 225-jährige Tradition seiner Familie fort. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Was nach der professionellen Bearbeitung von dem versteinerten Häufchen übrigblieb, ist ein rotbräunlicher Brillant, etwa so groß wie der Nagel eines kleinen Fingers. Das Gewicht von 2,25 Karat steht symbolisch für die 225-jährighe Familientradition. Doch ein Schmuckstück war es noch lange nicht. Am Computer entstand ein 3D-Modell von der Kette, die der Stein später zieren sollte. „Wir haben hier zwar eine lange handwerkliche Tradition, doch wir arbeiten auch mit modernsten Techniken. Es ist spannend, wie diese Dinge aufeinander treffen“, so Grosche.

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Und das ist der Dino hinter den Häufchen

Gehalten wird der Dino-Edelstein in der Fassung von kleinen Riesenechsen-Füßen. Die Abdrücke geben einen Hinweis darauf, welcher Dino das Häufchen einst legte: ein Brachiosaurus. Ganz genau, der mit dem langen Hals. Er schlich vor Millionen von Jahren über den nordamerikanischen Kontinent und mampfte tonnenweise Pflanzen. Im Durchschnitt war der Brachiosaurus rund 23 Meter lang und 13 Meter hoch.

„Es war spannend, während der Arbeit an der Kette auch mehr über den Dino zu erfahren“, findet Matthias Grosche. Insgesamt wird es fünf Dino-Ketten geben, drei davon sind bereits fertig und auch verkauft. Zwei weitere folgen noch. Und dann? „Ich könnte mir tatsächlich auch vorstellen, nochmal solche Edelsteine von T-Rex-Hinterlassenschaften zu machen, aber in Planung ist da erstmal nichts.“

Juwelier Grosche - Schmuck aus versteinertem Dinosaurier Kot
In der rustikalen Werkstatt wird noch deutlich, das die Goldschmieden ein Handwerk ist. © FUNKE Foto Services | Andreas Buck

Lange Familientradition: Kreativität und Kundenkontakt

Übrigens war erst nicht ganz klar, ob Matthias Grosche die lange Familientradition überhaupt fortführt. Auf die Frage, wann das für ihn feststand, antwortet er nach einer längeren Pause mit einem Lächeln: „Ich war auf einem christlichen Jungeninternat und wollte da wirklich unbedingt weg. Also habe ich gesagt, dass ich das Unternehmen fortführen möchte.“ Aus der Not heraus also. „Aber dann hat mich ziemlich schnell die Leidenschaft dafür gepackt“, erinnert er sich. Der einst als purer Befreiungsschlag gedachte Berufswunsch ist heute sein ganzer Stolz. „Ich liebe die kreative Arbeit und auch die Zusammenarbeit mit den Kunden, wenn wir gemeinsam ihre Wünsche ausarbeiten.“ Und wer weiß, vielleicht wünscht sich ja in absehbarer Zeit jemand mal wieder einen Ring oder eine Kette aus T-Rex-Kacke.