Essen. Am Donnerstag wurde in Düsseldorf der Deutsche Parfümpreis verliehen. Doch was macht eigentlich die Faszination hinter den Düften aus?
Am Donnerstagabend dürfte Düsseldorf die wohl bestduftende Stadt der Republik gewesen sein. Denn: In der Rhein-Metropole wurde der Deutsche Parfümpreis verleihen. In verschiedenen Kategorien wie etwa Damen- und Herrendüfte, Flakon-Design, Prestige oder Niche Independent wurden sie Sieger gekürt. So viel sei verraten: Der Gewinner bei den Damen ist „Miss Dior“ von Dior und bei den Herren „Le Beau Paradise Garden“ von Jean Paul Gaultier.
Das Thema Parfüm ist in aller Munde – Entschuldigung – in allen Näschen. Ähnlich wie bei Büchern hat sich in den Sozialen Netzwerken in den vergangenen Jahren auch rund um die Düfte eine große Fan-Gemeinde aufgetan. Leni Waldthaler war Duftpatin beim Deutschen Parfümpreis und schlenderte in Düsseldorf ebenfalls über den roten Teppich. Die zweifache Mutter aus dem Süden Deutschlands lädt seit 2020 auf ihren YouTube-Kanal „Leni‘s Scents“ regelmäßig Videos rund um die weite Welt der Düfte hoch.
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Parfüm: „Wenn man einmal drin ist, geht es immer tiefer“
Und weit ist diese Welt wirklich: „ Das Thema Parfüm ist wie ein Kaninchenloch – wenn man einmal drin ist, geht es immer tiefer. Wenn man einmal über den Tellerrand geschaut hat, tut sich eine ganz neue Welt von konzeptionellen und kreativen Düften auf. Irgendwann kennt man seine Vorlieben und entdeckt sie aber immer wieder von neuen Seiten.“ Mittlerweile hat Leni Waldthaler eine stolze Sammlung: 700 Flakons und rund 1500 Proben.
Angefangen hat sie allerdings ganz klein und aus einem Schwangerschaftsgelüst heraus. Ich habe plötzlich in meiner Schwangerschaft einen so sensiblen Geruchssinn entwickelt, dass ich zum ersten Mal richtig angefangen habe, mich für Düfte zu interessieren. Vorher hatte ehrlich gesagt nicht so den Zugang dazu“, sagt sie und fügt hinzu, „Ich hatte noch einige Proben bei mir zu Hause liegen und habe mich durchgeschnuppert. Plötzlich fand ich alles ganz spannend und habe ein paar Düfte bestellt.“ Verschwunden sind die Leidenschaft und das feine Näschen auch nach der Schwangerschaft nicht. Mittlerweile ist sie Vollzeit-Creator mit fast 50.000 Followern auf YouTube.
Mit Düften verbinden Menschen Erinnerungen
Leni Waldthaler verbindet Düfte vor allem mit Erinnerungen: „Ich suche mir zum Beispiel immer ein Parfüm für jeden Urlaub aus, das ich dann im Urlaub trage. So verbinde ich diesen Duft dann mit Erinnerungen an den Urlaub.“ Ähnlich sieht das Karsten Hilgers von der Parfümerie-Becker-Filiale an der Luegallee in Düsseldorf. Auch er hat Düfte, die ihn an bestimmte Lebenslagen erinnern. Die Leidenschaft für Parfüms teilt er ebenfalls mit Leni Waldthaler. Hilgers ist in Videos auf den verschiedenen Social-Media-Kanälen der Parfümerie zu sehen und stellt Düfte für alle Gelegenheiten vor.
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Die kleine Parfümerie in dem bunten Eckhaus ist anders, als so manch andere Filiale. „Wir können selbst entscheiden, welche Düfte wir hier im Laden haben“, sagt Hilgers mit einem Lächeln. Links stehen die beliebten Designer-Düfte von großen Marken wie Dior, Chanel & Co. „Allerdings kommen die mittlerweile wirklich an ihr Limit“, findet Hilgers. Ein beliebtes Parfüm bekommt über die Zeit gleich mehrere Ableger: eine „Intense“-Version, ein Elexir, ein Absolu und und und. „Das wird irgendwann langweilig“, findet Hilgers, der ursprünglich aus Lünen stammt.
Gut Ding will Weile haben
Deshalb stehen in der Parfümerie auch zahlreiche Nischen-Düfte – ausgesucht vom Team. „Xerjoff, Parfums de Marley, Montal – das sind für mich keine Nischendüfte. Die gab es schon vor zwanzig Jahren und sie werden jetzt durch Social Media gehyped.“ Vapormundum vom jungen Parfümeur Joschka Klee hingegen schon. Der Mittzwanziger begann mit Düften im Heizungskeller seiner Eltern zu experimentieren, hat nun eine eigene Marke und drei Düfte (die jeweils mit zwei Akkorden nach Wunsch individualisiert werden könne). Auch sie sind in Düsseldorf zu finden. „Die Niche ist was für Individualisten“, betont Hilgers.
Bei so viel Auswahl ist es schwer, seinen ganz persönlichen Duft zu finden: Das Geheimnis liegt aber in der Geduld. Karsten Hilgers probiert die Düfte mit den Kunden und Kundinnen außerhalb des Ladens, so mischt sich nichts im feinen Näschen. Mit dem Favoriten auf der Haut heißt es warten, gerne auch bis zum nächsten Tag bevor letztendlich eine Entscheidung fällt. Denn so ein Parfüm braucht Zeit, um sich zu entwickeln.