In der Region. Der erste Gewinner der RTL-Show bemängelt das aktuelle Format. Daniel Schuhmacher, Sieger 2009, pflichtet ihm im Interview bei.
Ein freundliches „Hi!“, ein kräftiges Einschlagen der Hände – so begrüßen sich Alexander Klaws und Daniel Schuhmacher, wenn sie sich ab und an mal sehen. Beide eint ihr großer Erfolg aus der Vergangenheit: 2003 siegte Klaws (41) in der ersten, 2009 Schuhmacher (37) in der sechsten Staffel der RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“. Die Bohlen’sche Hit-Fabrik hat das Duo längst verlassen. Schuhmacher tourt regelmäßig mit eigenen Pop-Rock-Songs, Klaws gehört zu den profiliertesten Musicalsängern des Landes.
Ab Frühjahr 2025 sind beide wieder auf Tournee zu sehen, wenngleich in verschiedenen Shows. Klaws reist mit „Disney in Concert“, Schuhmacher mit „This Is The Greatest Show!“ durchs Land. Beim gemeinsamen Interview-Termin in Köln sprechen beide aber nicht nur über ihre neuen Projekte, sondern auch über „Deutschland sucht den Superstar“, das im vergangenen September in Staffel 21 startete. Mit Ausnahme des Namens, des Senders und der Beteiligung von Dieter Bohlen hat das heutige „DSDS“ mit den Ausgaben der 2000er-Jahre aber nicht mehr viel zu tun – was Klaws und Schuhmacher bedauern.
Deutschland sucht den Superstar: Mangel an Live-Shows missfällt Alexander Klaws
Kritisiert werden vor allem der Wegfall an Liveshows im Studio vor Publikum, den sogenannten „Mottoshows“, sowie die Nachbearbeitung verschiedener Casting-Szenen. Klaws: „Wir haben ja noch zu einer Zeit gewonnen, wo es ein Kompliment war. Das meine ich gar nicht böse. Wir hatten noch zehn Mottoshows. Heutzutage kenne ich nicht einen Namen. Und wie willst du die auch kennenlernen, wenn es fast keine Mottoshows mehr gibt? Allem anderen vertraue ich nicht. Ich weiß nicht, wie das Ausgestrahlte zerschnitten, geschnitten wurde. In den Liveshows kannst du nichts schneiden. Das war damals auch noch anders.“
Kollege Schuhmacher ergänzt: „Damals wurde auch noch nix Auto-getuned. Mittlerweile sollte ja jedem bewusst sein, wenn die da in den Recalls am Strand singen, dass da richtig nachbearbeitet wird. Ich finde das schlimm. Wenn mal was schief geht oder ein „Voice Crack“ drin ist – nicht schlimm, kann passieren. Aber ich will doch die Stimme hören, nicht etwas Glattgebügeltes.“
Alexander Klaws: „Früher waren wir die Beatles oder niemand.“
Für Castingshow-Teilnehmer waren die 2000er das goldene Jahrzehnt. Formate wie „Popstars“ (man denke nur an die No Angels), „Star Search“ oder eben „Deutschland sucht den Superstar“ wurden von Millionen geschaut, langjährige erfolgreiche Karrieren nahmen ihren Anfang. Alexander Klaws erinnert sich: „Es waren völlig andere Zeiten, es gab nicht mal Download-Charts. Nach meinem Sieg habe ich in Prag das ‚Take Me Tonight‘-Video gedreht und es gab Riesen-Bohei, weil angeblich eine Schwarzkopie der Single auftauchte. Die Probleme wünscht man sich heute zurück. Es hat sich vieles verändert. Es liegt ja auch keine ,Bravo‘ mehr am Kiosk.“
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Daniel Schuhmacher schaut nach eigenen Angaben „schon ewig nicht mehr in die Charts“, Klaws tut dies „aus Nostalgiegründen noch ab und an, aber nur die Album-Charts.“ Was dem Wahl-Hamburger, der seit 2006 regelmäßig auf Musicalbühnen zu sehen ist, zum heutigen Showgeschäft noch aufgefallen ist: „Heute gibt es 100 Milliarden Bubbles. Wenn du in einer nicht drin bist, kriegst du nichts davon mit, selbst wenn bestimmte Leute heute dreimal die Lanxess Arena vollmachen, das ist schon Wahnsinn. Wenn Daniel früher eine neue Single veröffentlicht hat, wusste es jeder. Wenn du eine Nummer eins hattest, wusste es jeder. Entweder hast du hinterm Mond gelebt oder nicht. Früher waren wir die Beatles oder niemand. Heute weißt du nicht mal mehr, in welche Charts du gucken sollst.“
Wobei sich beide ebenfalls einig sind: Durchhaltevermögen ist in der Branche immer noch von Vorteil. „Du brauchst in diesem Geschäft Stressresistenz. Und bei mir kam dazu, dass es die sechste Staffel war, die ich gewann. Ich war deswegen nicht unbedingt pessimistischer, aber wusste im Vergleich zu Alex schon, welchen einen Druck dieser Titel, dieses Wort ‚Superstar‘ aufbaut“, sagt Schuhmacher.
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Klaws selber zieht aus dem schnellebigen, von Social Media bestimmten Geschäft sogar Energie: „Das ist ja eben auch der Reiz der Branche. Wenn Erfolg planbar wäre, gäbe es diesen Nervenkitzel nicht. Diese Gedanken wie ‚Treffe ich den Nerv der Leute?‘, ‚Kommt das an?‘, ‚Wie sieht meine Zukunft aus?‘ … ich treffe ständig Leute, die sagen ‚Meine Show endet nächsten Monat und ich weiß noch nicht, was ich danach mache‘. Was die nervös macht, liebe ich. Was denen Stress macht, beflügelt mich. Ich brauche diesen Nervenkitzel und diese Freiheit. Da ist aber auch nicht jeder für gemacht.“
Dschungelcamp? Für Alexander Klaws und Daniel Schuhmacher undenkbar
Insbesondere der im Münsterland aufgewachsene Klaws war über die vergangenen Jahre immer wieder im TV zu sehen. Für sehr gemischte Reaktionen, zum Teil auch Hohn und Spott sorgte die RTL-Liveproduktion „Die Passion“, 2022 in Essen aufgenommen, mit dem 41-Jährigen als Jesus. Er blickt allerdings weitgehend positiv auf diese Erfahrung zurück: „Ich finde es immer noch eine geile Aktion. Klar, durch die zwei Jahre Corona-Pause war die Besetzung letztlich deutlich jünger als geplant und es fehlten ein paar Live-Elemente, die ursprünglich geplant waren. Ich stand da nur einmal auf einer Bühne, wo ich verhaftet wurde. Aber: Wir haben es geschafft, dass Fernseh-Deutschland endlich mal wieder zusammen vor dem Fernseher saß. Es war endlich mal wieder ein Live-Event, das die Leute reizte.“
2024 wiederholte RTL das Spektakel mit anderer Besetzung in Kassel, mit Sänger Ben („Herz aus Glas“) als Jesus. Vom Resultat zeigte sich Klaws aber wenig überzeugt: „Ich finde es schade, dass es da keine Weiterentwicklung gab. Da wurde nur reproduziert. Da hätten sie einen Schritt vor statt zurück gehen, mutiger sein müssen.“ Trash-TV will er „die Passion“ aber noch nicht nennen: „Es geht ja um Leistung. Aber du musst schauen: Wie erzähle ich diese Geschichte? Wie erzähle ich sie für Leute, die nicht religiös sind? Wie mache es tief genug? Und die Tiefe hat bei uns gefehlt und beim letzten Mal auch.“
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Erfolgreicher war der DSDS-Premieren-Sieger mit seinen Teilnahmen bei „The Masked Singer“ und „Let‘s Dance – diese Shows konnte er gewinnen. „Sowas wie diese beiden Shows würde mich reizen“, verrät Daniel Schuhmacher. „Alles, wo man wirklich etwas leisten muss. Ich fänd’s nicht geil, Rinderhoden essen zu müssen. Dschungelcamp …das Camp an sich ist eine Challenge, aber alles darüber hinaus ist so erniedrigend, das wäre jetzt nichts, was ich brauche.“ Klaws pflichtet ihm bei: „Trash-TV ist auch Effekthascherei. Du kriegst danach nicht mehr Angebote, weil du irgendwelche Tierinnereien besonders gut gegessen hast. Wenn ich eine Challenge brauche, fliege ich mit einem Kumpel nach Australien und versuche ohne Kamera, da zwei Wochen in der Wildnis zu überleben. Aber im Dschungel wird man uns sicher nie sehen.“ Stattdessen bald wieder auf verschiedenen deutschen Bühnen.
Alexander Klaws und Daniel Schuhmacher auf Tour: Die Termine in der Region
Disney In Concert: 7.5. Oberhausen (Rudolf Weber-Arena), 10.5. Münster (Halle Münsterland), 11.5. Köln (Lanxess Arena). Karten ab ca. 60 €.
This Is The Greatest Show: 4.+5.4.25 Duisburg (Theater am Marientor), 10.4.25 Bochum (RuhrCongress), 16.-18.5.25 Oberhausen (Metronom Theater). Karten ab ca. 50 €.