Amsterdam/Essen. Das Internationaal Theater Amsterdam (ITA) hat sich endgültig von Ivo Van Hove getrennt. Nun äußerst sich die Ruhrtriennale.
Vor knapp einer Woche begann die Ruhrtriennale mit einem „Pop-Paukenschlag“ und nicht enden wollendem Applaus: Ein Erfolg für den neuen Intendanten Ivo Van Hove und seine Lieblingsschauspielerin Sandra Hüller, die in seiner Inszenierung von „I Want Absolute Beauty“ auch als Tänzerin und Sängerin brillierte.
Nicht minder Aufsehen erregend sind die Schlagzeilen, die das Internationaal Theater Amsterdam (ITA) nun produziert: Nach 23 Jahren trennte sich das Haus am Mittwoch endgültig von seinem ehemaligen künstlerischen Leiter Van Hove. Bereits Ende Juli hatten unabhängige Untersuchungen gezeigt, dass am ITA unter Van Hoves Ägide ein Klima der Angst geherrscht haben soll.
Körperliche Gewalt und Beschimpfugen sollen ungestraft geblieben sein
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Diese Vorwürfe scheinen sich nun zu erhärten und Van Hove selbst in den Mittelpunkt zu stellen, wie unter anderem die niederländische Zeitung „de Volkskrant“ schreibt: „Den Ermittlungen zufolge bestand Van Hoves Rolle in der vergifteten ITA-Arbeitskultur unter anderem darin, dass er in seinem Bestreben, bahnbrechendes Theater zu schaffen, grenzüberschreitendes Verhalten und Machtmissbrauch durch Schauspieler zuließ.“ Sowohl körperliche Gewalt während der Proben als auch Beschimpfungen jüngerer Schauspieler oder Theatermitarbeiter seien ungestraft geblieben, heißt es in dem Text weiter.
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Im Vorfeld der Ruhrtriennale auf die Vorwürfe angesprochen, reagierte Van Hove schmallippig: Er sei nicht mehr in Amsterdam tätig, sagte er. Ganz genau stimmte das offenbar nicht: Zwar übergab er die Künstlerische Leitung noch vor Beginn der Ermittlungen an die 38-jährige Eline Arbo. Laut de Volkskrant blieb der 65-Jährige dem Theater aber als Geschäftsführer und Berater verbunden und soll dafür ein Gehalt in Höhe von 145.000 Euro bekommen haben. Nicht zuletzt sei im Jahr 2025 eine gemeinsame Aufführung mit dem ITA im Rahmen der Ruhrtriennale geplant gewesen. Bis 2026 hat Ivo Van Hove die gerade erst angetretene Intendanz noch inne.
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Schauspielerin berichtete auf Instagram von körperlichem und seelischem Missbrauch
Ins Rollen gebracht hatte die Aufarbeitung die flämische Schauspielerin Hélène Devos, die im vergangenen Jahr auf Instagram schilderte, am ITA jahrelang Opfer von „körperlichem und seelischem Missbrauch“ gewesen zu sein. „Wir durchleben bei ITA gemeinsam eine sehr schwierige Zeit und haben festgestellt, dass es keinen Raum mehr gibt, nach vorne zu blicken, wenn wir die Zusammenarbeit mit Ivo fortsetzen“, zitiert de Volkskrant Clayde Menso, General-Manager der hochsubventionierten Theatergruppe. Auch der für die Berufung Van Hoves verantwortliche Aufsichtsrat legte sein Amt demnach nieder.
Van Hove selbst beteuerte auf Anfrage, die Zusammenarbeit sei in „gutem Einvernehmen“ beendet worden. Er trete zurück, „um Platz für die nächste Entwicklungsgphase des ITA zu schaffen“, heißt es in der Stellungnahme, und weiter: „ Ich bin sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, in den vergangenen 20 Jahren mit einem hervorragenden Team daran mitzuarbeiten, das ITA als ein Theater mit internationalem Renommée in der Kulturlandschaft zu etablieren.“ Über seine Rolle bei der Entstehung der Angstkultur beim ITA schweigt sich Van Hove jedoch aus.
„Die Beendigung des ITA-Vertrags hat auf die Tätigkeit Ivo Van Hoves als Intendant der Ruhrtriennale keine Auswirkungen.““
Die Beendigung des ITA-Vertrags habe auf die Tätigkeit Ivo Van Hoves als Intendant der Ruhrtriennale keine Auswirkungen, heißt es seitens der Ruhrtriennale. Es sind nicht die ersten Vorwürfe um Machtmissbrauch und toxisches Verhalten, die rund um das Kulturfestival laut werden. Auch die renommierte Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker, die für die Ruhrtriennale das Tanztheater „Y“ inszeniert, soll Mitglieder ihrer Tanz-Kompanie gedemütigt und manipuliert haben. Die Ruhrtriennale hält an ihr ebenso fest wie an Van Hove und verweist auf das eigene Leitbild, in dem die Werte für eine gemeinsame Zusammenarbeit festgehalten würden.
Nach Angaben von Ruhrtriennale-Sprecherin Stephanie Noack wurden externe und interne Meldestellen eingerichtet. „ Ebenso führen wir regelmäßig Fortbildungen durch, in denen wir unsere Mitarbeitenden zum Beispiel in Mitarbeiterführung und Kommunikation schulen, um so die Voraussetzungen für eine sichere Arbeitsumgebung und eine respektvolle und wertschätzende Zusammenarbeit zu gewährleisten.“