Duisburg. .

3000 beteiligte Schüler, 80 000 Euro Preisgelder und jede Menge Aufwertung für ein Nebenfach - das ist die Bilanz des Jugend-Kunst-Preises der Deutsche Bank Stiftung nach zehn Jahren. In der Duisburger Küppersmühle sind jetzt die neuesten Ergebnisse zu besichtigen.

Pisa und Kunst, das klingt an manchen deutschen Schulen heute mehr nach Ge­gensatz als nach Zusammenhang. Mit Mathe sammelt man Punkte, kulturelle Bildung bleibt das hübsche, verzichtbare Tüpfelchen. Der Jugend-Kunst-Preis der Deutsche-Bank-Stiftung hält seit zehn Jahren dagegen. Mit einem Wett­bewerb, dessen Ergebnisse nicht nur die Schul-Aula ta­pezieren, sondern ins Mu­seum kommen. Auch in diesem Jahr steht die Duisburger Küppersmühle einen Monat lang im Zeichen der Jugendkunst.

Natürlich haben die 20 teilnehmenden Schulen gegrübelt, was die Jury um Malerfürst Markus Lüpertz, Werbeagentur-Chef Coordt von Mannstein und Kunst-Sammlerin Sylvia Ströher wohl dazu bringen könnte, die mit insgesamt 8000 Euro dotierten Auszeichnungen an ihr Kunstwerk zu vergeben. Eine freche Idee, ein präziser Pinselschwung oder der Teamgeist?

Tatort Palette: Die  Arbeit des Ricarda Huch Gymnasiums aus Hagen. Foto: Alexandra Umbach /WAZ FotoPool
Tatort Palette: Die Arbeit des Ricarda Huch Gymnasiums aus Hagen. Foto: Alexandra Umbach /WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Sie haben alle etwas sehr eigenes gemacht. Eine Spanplatten-Installation zur „Büchse der Pandora“ erklärt wie die Gesamtschule Hennef. Oder Stoffbahnen auf dem Bonner Friedensplatz aus­gerollt und mit farbigen Hand- und Fußabdrücken überzogen wie das Adenauer-Gymnasium Bad Godesberg. Die Realschüler aus Mülheim-Broich haben den Kleiderschrank für ihr explosives Ge­mein­schafts­werk „Ausbrechender Vulkan“ geplündert und die Bocholter St.-Georg Gymnasiasten den Samstag ge­opfert, um ihr Werk „Strömung“ ins Museum zu bringen.

Jurypreis für Broich

Die 19-teilige Arbeit jedesmal im Kunstsaal auszulegen, hat schon gedauert. Zwei Kunststunden pro Woche reich­ten da nicht aus. Am En­de wurde sogar in den Ferien gearbeitet. Die letzte Schul-Aufgabe ist nun, das Werk an die Wand zu bringen.

ASchön, schlicht, streng: Eine Klassen-Arbeit  frei nach der Ausstellung von Abraham David Christian. Foto: Alexandra Umbach//WAZ FotoPool
ASchön, schlicht, streng: Eine Klassen-Arbeit frei nach der Ausstellung von Abraham David Christian. Foto: Alexandra Umbach//WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

So viel Zeit hat bislang keiner von ihnen im Museum verbracht. Die intensive Begegnung mit der Kunst nach ‘45 in der Küppersmühle ist Teil des Projekts. Jede Klasse be­kommt einen Tag in einer Ausstellung, um sich mit der Ar­beit des Künstlers ausein­an­derzusetzen, das Werk zu in­terpretieren und daraus ge­mein­sam etwas Neues, Eigenes zu kreieren. Die Kölner Max-Ernst-Gesamtschule war bei Abraham David Christian, wie man ihren puristischen Holzblöcken ansieht. Die Mülheimer ließen sich von Anselm Kiefers Kunst so gut inspirieren, dass für sie ein extra „Jurypreis“ ausgelobt wurde. Die Bocholter besuchten Olaf Metzels brachiale Bildhauerschau „Noch Fragen?“ und „konnten damit viel anfangen“, wie Lehrer Philip Pohl erklärt – ein Kunstpädagoge, wie man ihn sich wünscht, alter Beuys-Schüler und Maler aus Überzeugung. „Gegenwartskunst ist das Wichtigste. Man muss an vorderster Front arbeiten.“

Den Preis hat am Ende das Aulendorfer Studienkolleg für die Arbeit „Pangaea“ bekommen. Wo die „Strömung“ nun landen wird? „Abfall?“ unkt Pohl. Seine Schüler haben eine andere Verwertungs-Art ausgemacht: Ebay. Wer von und mit Kunst leben will, muss eben auch rechnen können.