Essen. Schumann, Mozart und eine Auftragskomposition des Klavier-Festivals von Jörg Widmann: Lucas und Arthur Jussen glänzen, auch mit Bach.

König Fußball beherrscht derzeit alles – ein wenig sogar das Klavier-Festival Ruhr. Immerhin sorgte das Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn dafür, dass der Anpfiff für das Konzert der Brüder Jussen in der Essener Philharmonie auf 20.30 Uhr verschoben wurde. Ergebnis: Doppelsieg für alle Fans.

Wenn das niederländische Klavierduo seinen facettenreichen Ritt durch drei Jahrhunderte Musikgeschichte (einschließlich Bach-Zugabe) ohne Pause absolvierte, erhöhte das noch die Konzentration und Spannung eines Abends, dessen Bravour-Feuerwerk in der Programmmitte platziert war. Jörg Widmann hat Lucas und Arthur Jussen als Auftragswerk des Klavier-Festivals Ruhr „Bunte Blätter für zwei Klaviere“ wahrhaft auf den Leib geschrieben. Samt Verbeugung vor Robert Schumann, der im ersten Stück zum Greifen nah war, nachdem die beiden Blondschöpfe dessen Andante und Variationen op. 46 mit Tonfülle und romantischem Drängen vorausgeschickt hatten. Vom verbogenen Walzer bis zur irrwitzig witzigen Zirkusparade reichte dieses klingende Panoptikum, das die Brüder mit fliegenden Armen, perkussiven Bärenkräften und mysteriösen Zauberklängen über die Rampe brachten. Das Publikum war schier aus dem Häuschen.

Arthur und Lucas Jussen: Temperament und Begeisterung aus vier Händen und einem Geist

Danach noch in die zarte Märchenwelt von Ravels „Ma Mère l’Oye“ einzutauchen, spricht für die zunehmende Reife der beiden pianistischen Teufelskerle. Da verband sich schlichte Archaik mit schillernden Impressionismen zu einfühlsamer, ruhig fließender Erzählkunst. Und in klassisch-hellem Licht hatte die Reise begonnen, mit Mozarts C-Dur-Sonate KV 521. So wie man die Brüder ebenfalls kennt: leichtfüßig perlend und trillernd, straff und gelöst im Wechselspiel, energisch-geerdet und weltvergessen, aber ohne jede Sentimentalität. Temperament und Begeisterung aus vier Händen und einem Geist.