Köln. Menschen, die auf Pedals starren: Dafür steht der Begriff Shoegaze. Slowdive zeigten in Köln, dass diese Musik wieder aktuell ist.
Fast sechs Jahre haben sie sich Zeit gelassen, nun sind die fulminant auf die Bühne zurückgekehrt. Slowdive, Helden des sogenannten Shoegaze, waren im Rahmen ihrer aktuellen Europatournee am Donnerstag, 18. Januar, in der ausverkauften Live Music Hall in Köln zu Gast.
Rachel Goswell ist nicht gerade das, was man gemeinhin als „Rampensau“ bezeichnen würde. Eher schüchtern steht die Sängerin der 1989 in Reading in England gegründeten und vor allem seit ihrem zweiten Album „Souvlaki“ einem größeren Publikum auch außerhalb der britischen Insel bekannten Gruppe an ihren mit weißen Flattertüchern dekorierten Mikros.
Gitarrengewitter und perfekter Sound
Slowdive sind keine Showband, doch so ruhig, wie das Quintett auch bei ihrem gut 100-minütigen Liveset wirkt, so sehr nimmt es mit ihrem gewaltigen Gitarrengewitter-Sound die Location in Ehrenfeld ein. Nach dem sehr guten Auftritt der jungen Schrammler von Pale Blue Eyes - wohl nach dem Klassiker von Velvet Underground benannt - , die als Vorband richtig Spaß haben, beeindrucken Slowdive mit einem höchst professionellen Konzert. Glasklar der Sound, bis in den letzten Winkel der Live Music Hall perfekt zu hören, geht es mit Material vom aktuellen Album „Everything is alive“ los. Es folgt ein Querschnitt des bisherigen Schaffens der Band, die im Laufe ihrer nunmehr schon 35-jährigen Geschichte zwischen 1995 und 2014 eine lange Schaffenspause einlegte und seitdem wiedererstarkt auf der Bildfläche zurückerschienen ist.
Für besonders intime Momente sorgt Neil Halstead, der eigentliche Frontmann und Kopf von Slowdive, wenn er Rachel Goswell im Gesang ablöst und mit eindringlicher Stimme seine Parts vorträgt. Als er oder seine Kollegin zwischendurch doch einmal das Wort ans Publikum richten - mehr als ein ehrlich gemeintes „Thank you“ ist allerdings bei diesen zurückhaltenen Typen kaum drin - wird diese Zuwendung dankbar von der Menge gefeiert.
Gemischtes Publikum
Auch wenn Slowdive eigentlich eine Band aus den 90ern sind und daher eine inzwischen ältere Fangemeinde haben, war das Publikum in Köln mit vielen jüngeren Fans erstaunlich bunt gemischt. Das Genre Shoegaze, bisweilen auch als Dreampop bezeichnet, ist höchst lebendig, was die vielen Gründungen neuer Bands, die sich gerne im Gitarrenlärm verlieren, eindurcksvoll bestätigt.