An Rhein und Ruhr. Friederich Oetker hat in NRW Romy Hausmanns Erfolgsroman als Serie verfilmt. Jetzt wurde die Serie mit einem International Emmy ausgezeichnet.

Die deutsche Netflix-Serie „Liebes Kind“ hat eine Auszeichnung bei den 52. International Emmys gewonnen. Die von Constantin Film produzierte Thriller-Reihe erhielt in New York den Preis in der Kategorie „Fernsehfilm/Miniserie“.

Für die Auszeichnung waren die führende Autoren und Regisseure Isabel Kleefeld und Julian Pörksen, die Produzenten Tom Spiess und Friederich Oetker sowie die Hauptdarstellerinnen Kim Riedle und Haley Louise Jones nach Manhattan gereist. „Bester Montag jemals“, sagte Oetker bei der Entgegennahme der goldenen Emmy-Statue. „Es war das Privileg und das Vergnügen eines Lebens, mit diesem Team zu arbeiten.“ Spiess und Kleefeld sagten der Deutschen Presse-Agentur: „Wir sind überwältigt. „Liebes Kind„ ist mit viel Liebe, zwei Kindern und einem großartigen Cast und Team entstanden. Der Preis gehört uns allen.“

Die International Emmys sind der weltweite Ableger und die kleine Schwester der Emmy-Hauptverleihung. Für die Preisvergabe mit Fokus auf nicht-US-amerikanischen Produktionen sind in 14 Kategorien 56 Produktionen aus 21 Nationen nominiert.

„Liebes Kind“ erzählt die Geschichte eines Psychopathen

Die Geschichte der Serie erinnert an das Martyrium von Natascha Kampusch und erzählt von einer Frau namens Lena, die mit den Kindern Hannah und Jonathan unter der Herrschaft eines Psychopathen in einem abgesicherten Haus lebt. Dort gelten strenge Regeln: Zu vorgeschriebenen Zeiten nehmen sie ihre Mahlzeiten ein, gehen auf Toilette und ins Bett. Sobald ihr Peiniger den Raum betritt, stellen sie sich auf und zeigen ihre Hände vor.

Kim Riedle als Lena, Sammy Schrein als Jonathan und Naila Schuberth als Hannah (v.l.) in der Netflix-Serie „Liebes Kind“.
Kim Riedle als Lena, Sammy Schrein als Jonathan und Naila Schuberth als Hannah (v.l.) in der Netflix-Serie „Liebes Kind“. © Netflix | Netflix

Doch eines Tages gelingt der jungen Frau die Flucht. Das Drama beginnt, als sie plötzlich wieder vor der Türe steht. Aber können sie und ihre Kinder wirklich entkommen?

Dreharbeiten führten den Produzenten in seine Heimat in NRW

Im Gespräch mit dieser Redaktion erzählte Produzent Friederich Oetker („Die Wannseekonferenz“, „Das geheime Leben der Bäume“) im vergangenen Jahr, warum er „Liebes Kind“ für idealen Filmstoff hält. Er habe den Roman förmlich verschlungen: „Das ist ein Pageturner. Ich habe auf Seite 185 den ersten Schluck Wasser getrunken.“ Gegenüber einem Film biete das Serien-Format den Vorteil, multiperspektivisch erzählen zu können, wie Oetker schildert.

Der Filmproduzent Friederich Oetker (rechts, mit Regisseurin Isabel Kleefeld bei der Preisverleihung in New York) stammt aus dem Rheinland. Für die Dreharbeiten zur Netflix-Serie „Liebes Kind“ kehrte er nach NRW zurück. 
Der Filmproduzent Friederich Oetker (rechts, mit Regisseurin Isabel Kleefeld bei der Preisverleihung in New York) stammt aus dem Rheinland. Für die Dreharbeiten zur Netflix-Serie „Liebes Kind“ kehrte er nach NRW zurück.  © Invision/AP/dpa | Andy Kropa

Für den Produzenten waren die Dreharbeiten in NRW eine Rückkehr in die alte Heimat: Aufnahmen fanden in Köln, Bonn, Aachen und Niederkrüchten statt. Aufgewachsen ist der 42-jährige Autor und Filmproduzent in Wittlaer, an der Grenze zwischen Düsseldorf und Duisburg. Inzwischen lebt er in München.

Eine neue unverbrauchte Location

Oetker ist immer gern an Rhein und Ruhr. Er mag die Bayern („barock und lebensbejahend!“), aber nicht zuletzt, weil sie ähnlich hedonistisch seien wie die Rheinländer. „Nirgendwo ist es so schön wie in NRW“, schwelgt der Filmemacher. „Wenn der Stau beginnt, fühle ich mich gleich zuhause.“

Gedreht hatte er in NRW zum ersten Mal. Beeindruckt haben ihn Orte wie der ehemalige Truppenübungsplatz in Niederkrüchten mit seinen verlassenen Munitionsbunkern: „Eine eindrucksvolle Landschaft, eine Area 51.“ Bislang ungesehen, sagt Oetker dazu. Heißt: eine neue, unverbrauchte Location.

Assistent von Bernd Eichinger

Der 42-Jährige ist schon viele Jahre im Geschäft. Angefangen hat er 2010 als Assistent des Filmproduzenten Bernd Eichinger: „Da gab es Netflix noch gar nicht. Ich bin eigentlich ein großer Anhänger des Kinos.“ Doch inzwischen sind die Streamingdienste auch für Filmschaffende Alltag geworden. „In den letzten zwölf Jahren hat sich viel verändert. Da muss man flexibel sein.“ Zuletzt habe es in der Branche eine große Überkapazität gegeben. Inzwischen schrumpfe der Markt bedenklich.

Im Januar 2024 kam Oetkers Horror-Film „Home Sweet Home“ in die Kinos. Nilam Farooq spielte darin die Hauptrolle. Hier sehen Sie den Trailer:

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Dieser Artikel ist in einer ersten Fassung im September 2023 erschienen. Wir haben ihn um den Gewinn des Emmy ergänzt.