Dortmund. Ein Museum in Dortmund bittet Weiße, eine Ausstellung zeitweise nicht zu betreten. Das löst hysterische Reaktionen aus. Die Polizei ist alarmiert.

Es ist ein Musterfall für die netzwerk-befeuerte Hysterie, die mittlerweile jede ernsthafte Diskussion über Rassismus hierzulande immer mehr in den Hintergrund treten lassen: Auf der Dortmunder Zeche Zollern gibt es seit Ende März eine experimentelle „Ausstellungswerkstatt“ unter dem Titel „Das ist kolonial“. Sie bereitet eine große Sonderausstellung zu dem Thema, die es im kommenden Jahr in dem Dortmunder Industriemuseum des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) geben soll. „Das ist kolonial“ soll Treffpunkt, Bühne und Experimentierfeld sein, in Workshops und Kunstaktionen soll das Museumspublikum „mit Gästen aus Zivilgesellschaft, Kunst und Wissenschaft die Spuren und Folgen des Kolonialismus“ erkunden und Ideen für die künftige Ausstellung entwickeln. Die Menschen können, schriftlich oder mündlich, auch ihren Kommentar zum Thema Rassismus abgeben.

Diese Ausstellungswerkstatt ist samstags von 10 bis 14 Uhr als „Safer Space“ („Sicherer Raum“) reserviert für Schwarze Menschen und People of Color: Im geschützten Raum soll ein Erfahrungsaustausch über Rassismus-Erfahrungen möglich sein.

Polizei und Staatsschutz sind eingeschaltet

Es hat etliche Monate gedauert, aber nun, nachdem etwa die „Neue Zürcher Zeitung“ oder das neurechte Internetportal „Nius“ den Fall mit mehr oder minder skandalisierenden Unter- und Obertönen aufgespießt haben, wird das Museum in „sozialen“ Netzwerken geflutet mit Kommentaren, von denen der Vorwurf, es handele sich um „Rassismus gegen Weiße“ oder „Apartheid“ noch die mildesten sind. Am Museumstor sind rechte Parolen auf Zetteln angeheftet worden. Die Beschimpfungen und Drohungen sind zum Teil derart massiv und rassistisch, dass sich mittlerweile Polizei und Staatsschutz eingeschaltet haben.

Dabei handelt es sich nicht einmal um ein striktes Verbot, das Weißen das Betreten der Ausstellungswerkstatt in vier von 48 Wochenstunden unmöglich machen würde – der Einlass wird laut Museum „nicht kontrolliert und funktioniert auf Vertrauensbasis“. An diesem Samstag soll zum Schutz der Werkstatt allerdings „ein großes Team“ vor Ort sein. Auch die Polizei gibt an, den Termin „im Fokus“ zu haben.

Beantwortet werden soll alles, was nicht Hass und Hetze ist

Der LWL betont, Kommentare, Beschwerden und Anfragen jenseits von Hass und Hetze werde das Museum beantworten. Wie verkrampft und schräg die Debatte um Rassismus immer noch ist (vielleicht auch, weil sie für viele Menschen immer noch Neuland ist), zeigt die Beschreibung der Ausstellungsmacher, bei dem „Safer Sprace“ handele es sich um „ein Angebot für BIPoC und Schwarze Menschen“. Das Kürzel BIPoC steht für „Black, Indigenous and People of Color“, also schwarze, indigene und farbige Menschen. Auf diese Weise werden Schwarze gleich doppelt erwähnt – und indigene Menschen, das wären ja in diesem Fall sächsische Westfalen.

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