Köln. Als die Römer in Köln baden gingen, waren edle Thermen ein Muss. Fundstücke im Römisch-Germanischen Museum erzählen von diesen Wellness-Oasen.

Diese Dame muss wirklich extravagant gewesen sein. Sie besaß kunstvoll verzierte Flip-Flops aus Glas, in deren Sohlen Parfüm eingefüllt werden konnte. Flip-Flops waren im Römischen Imperium nicht ungewöhnlich, aber die gläserne Variante ist einzigartig. Eine reiche Kölnerin muss sie sich vor nahezu 2000 Jahren als Auftragsarbeit zugelegt haben. Heute sind die Glaspantoffeln einer der Schätze des Römisch-Germanischen Museums.

Flip-Flops trugen die Römer beim Besuch der Thermen. In Köln – oder mit seinem damaligen Namen in Colonia Claudia Ara Agrippinensium – befanden sich diese Badehäuser in der heutigen Innenstadt. „Man muss sich das wie ein modernes Spaßbad oder eine Wellness-Oase vorstellen“, sagt Museumsmitarbeiterin Kathrin Jaschke. Die Kölner Thermen waren so riesig, dass dort ein Gutteil der Bevölkerung gleichzeitig hätte baden können. Da der Betrieb meist von wohlhabenden Gönnern finanziert wurde, war der Eintritt oft kostenlos.

Fußboden sehr heiß – da waren Badelatschen ein Muss

Haarausreißer und Flakons im Römisch-Germanischen Museum.
Haarausreißer und Flakons im Römisch-Germanischen Museum. © dpa | Oliver Berg

Die Bäder waren innen bemalt und mit kostbarem Marmor ausgestattet. Im Umkleideraum legte man zunächst seine Sachen in eine Nische und schlüpfte dann in die Badelatschen. Die brauchte man, weil der Fußboden ziemlich heiß war – von der berühmten römischen Fußbodenheizung. Das eigentliche Bad bestand aus einer Art Sauna-Gang: Erst gab es ein Schwitzbad, dann ein Kaltbad, dann Massage, gefolgt von Lesen oder Snacks in einem angenehm lauwarmen Raum.

Frauen und Männer konnten sich hier frisieren, schminken und enthaaren lassen. Körperbehaarung widersprach dem Schönheitsideal der Römer. Spezialisierte Haarausreißer griffen deshalb zur Pinzette oder legten einen mit Harz bestrichenen Lappen auf, um die Haare mit einem Ruck auszureißen

Die Männer trainierten im Gymnastikhof ihre Muskeln

Bei den Frisuren orientierten sich modebewusste Römerinnen an den Büsten der Kaiserinnen. Die Spiegel, Scheren, Kämme und Haarnadeln, die sie dabei benutzten, sind unter anderem im Römisch-Germanischen Museum und in den Römerthermen in Zülpich ausgestellt – aber auch die Flakons, die sie mit ins Bad nahmen. Die Männer trainierten unterdessen im Gymnastikhof ihre Muskeln. Auch saß man in Gemeinschaftslatrinen ohne Trennwände zusammen und redete über Götter und die Welt. Die Toiletten verfügten über einen Kanal mit fließendem Wasser, der alle Hinterlassenschaften wegspülte.

Zur Beheizung der Thermen verfeuerten die Römer massenweise Holz. Als alle Wälder im Kölner Umland abgeholzt waren, schafften sie Nachschub aus der Eifel oder dem Schwarzwald heran.

Sommervilla in Köln-Ehrenfeld ausgegraben

Die reicheren Kölner machten auch schon Ferienreisen, allerdings nicht weit: Jede wohlhabende Familie besaß ihr eigenes Landhaus, das vor allem im heißen Sommer aufgesucht wurde. Neulich wurden Reste einer solchen Villa im Stadtteil Ehrenfeld ausgegraben. Es muss eine Luxusimmobilie gewesen sein, mit Fresken und Meeresmuschelschmuck. Weite „Urlaubsreisen“ waren nicht üblich. Wohl leisteten sich die allerreichsten Römer Sommeraufenthalte am Golf von Neapel und Bildungsreisen nach Griechenland oder Ägypten. Sie besuchten also das, was zu ihrer Zeit auch schon alt war, zum Beispiel griechische Tempelheiligtümer oder die Pyramiden.

Das Römisch-Germanische Museum besitzt eine aus Ton gefertigte Figurengruppe von fünf Reisenden – drei Erwachsene, zwei Kinder. Sie tragen als klassische Reisekleidung praktische Kapuzenmäntel, die Regen und Kälte abhalten konnten. Die Figuren könnten Souvenirs von einer Pilgerreise gewesen sein, sagt Kathrin Jaschke. Die Kölner Gruppe muss für ihren Besitzer eine ganz besondere Bedeutung gehabt haben: Er nahm sie mit ins Grab.