Düsseldorf.. Landeskulturministerin Schäfer positioniert sich in einem Interview zu den Kunstverkäufen der Portigon, die sie „sorgfältig“ prüfen will.

Nicht allein scharfe Kritik aus der Museumsszene hat die Brisanz des Portigon-Plans zum Reizthema gemacht. Der Ausverkauf erstklassiger Kunst hat diese Woche selbst den Deutschen Kulturrat auf den Plan gerufen. Unser Redakteur Wilfried Goebels sprach mit Landeskulturministerin Ute Schäfer (SPD), die sich klar zum Thema positioniert hat. Fünf Fragen.

Die landeseigene WestLB-Nachfolgerin Portigon will 400 Kunstwerke aus Landesbesitz verkaufen. Halten Sie das für vertretbar?

Ute Schäfer: Selbstverständlich wäre es nicht vertretbar, national wertvolles Kulturgut außer Landes zu geben. Deshalb werden wir sorgfältig prüfen, ob es sich bei den Kunstwerken in Portigon-Besitz um national wertvolles Kulturgut handelt, das in das Landesverzeichnis NRW aufgenommen werden muss.

Die Landesverfassung schreibt vor, dass Kultur und Kunst durch das Land gefördert werden müssen. Wird dieser Grundsatz nicht durch das Verhalten von Portigon konterkariert?

Schäfer: Die Landesregierung hat unter großer Zustimmung der Kulturszene einvernehmlich die Einberufung eines Runden Tisches beschlossen, um Vereinbarungen zum Umgang mit Kunst in Unternehmensbesitz des Landes zu treffen. Dabei sind alle betroffenen Unternehmen – auch Portigon –, die ein Interesse an einer offenen und transparenten Debatte haben, willkommen. Eine rein ökonomische Marschrichtung wird sich der Runde Tisch sicher nicht diktieren lassen. Ich bin mir sicher: Am Ende gibt es eine politische Lösung, die auch den Kulturinteressen Rechnung trägt.

Aber auch Finanzminister Walter-Borjans will nicht zulassen, dass der Runde Tisch am 5. Februar über den Verkauf entscheidet. Geht die Festlegung nicht zu weit?

Schäfer: Die Zielsetzung des Runden Tisches, eine offene transparente und ehrliche Diskussion zu führen, steht außer Frage. Für die Willensbildung bei der Portigon AG ist ein Punkt allerdings von besonderer Bedeutung. Neben dem Land ist der Bund über den Finanzmarktstabilisierungsfonds als stiller Gesellschafter maßgeblich von den anstehenden Entscheidungen betroffen. Deshalb muss auch das Bundesfinanzministerium mit einbezogen werden. Hier kann Staatsministerin Grütters Ihren Einfluss auf Bundesebene nutzen, um den Runden Tisch zu unterstützen.

Haben Sie Verständnis für die Kritik der Kulturszene am Ausverkauf von Kulturbesitz, der mit Steuergeldern angeschafft wurde?

Schäfer: Ja, die Befürchtungen nehme ich sehr ernst.

Können Sie eine Vermittlerrolle einnehmen zwischen Interessen von Museen und Unternehmen des Landes, die Kunst verkaufen wollen?

Schäfer: Klar ist: Mit der Einberufung des Runden Tisches initiieren wir einen breiten Dialog zwischen allen Beteiligten.