Paris.

Manche Mühlen mahlen zu langsam. Auch wenn Frankreichs Museen jetzt sieben Werke an zwei jüdische Familien zurückgeben sollen, will die Regierung die Suche nach Raubkunst beschleunigen. Eine Task-Force wird eingerichtet. Sie soll der Suche nach der Herkunft entwendeter Gemälde neue Impulse geben. „Diese Arbeit muss aus symbolischen Gründen und im Dienste der Erinnerung und der Geschichte vollendet werden“, erklärte die Senatorin Corinne Bouchoux.

Die Grüne-Politikern und Initiatorin des Task-Force-Projekts sagte der Zeitung „Le Figaro“, dass sie von rund 163 Werken wisse, bei denen die Einrichtung einer solchen Arbeitsgruppe schnell zu einem Ergebnis führen würde. Bouchoux ist Expertin in der Materie. Sie hat über Beutekunst ihre Doktorarbeit geschrieben.

Vier der sieben Werke, die demnächst zurückgegeben werden sollen, stammen aus dem Louvre, die drei anderen aus den Museen in Tours, Saint-Etienne und Agen.

Die Herkunftsforschung der Werke hat Jahre gedauert, ebenso die Entscheidung der Rückerstattung. Staatspräsident Jacques Chirac war das erste französische Staatsoberhaupt, das die Teilnahme Frankreichs bei den Judendeportationen offiziell anerkannt hat. Unter seiner Regierung wurde auch die Forschungs-Kommission „Mattéoli“ eingesetzt, weil Frankreich wegen seiner schleppenden Recherche und Erschließung von NS-Raubgut in Kritik geraten war. Die Aufgabe der Kommission: Zu untersuchen, unter welchen Bedingungen die im Besitz französischer Juden befindlichen Güter beschlagnahmt oder durch Gewalt entzogen worden waren.

Aus dem Abschlussbericht geht hervor, dass von 100 000 nach Deutschland gebrachten Kulturgütern nach Kriegsende 60 000 an Frankreich zurückgegeben worden sind. Bis 1949 fanden 45 000 ihre rechtmäßigen Besitzer wieder, 13 000 wurden Anfang der Fünfzigerjahre verkauft und die 2000 wertvollsten als „MNR“ dem Staat zur Aufbewahrung übergeben.

Für Görings berühmte Sammelwut

Zahlreiche der von den durch die Nationalsozialisten geraubten Werke waren für das Hitler-Museum in Linz bestimmt oder für die Sammlung des Reichsmarschalls Hermann Göring. Nicht alle waren NS-Raubgut im engeren Sinn. Oft mussten die Verfolgten aus Not heraus ihre Werke auch verkaufen.

„MNR“: Die Abkürzung steht für „Musées Nationaux Récuperation“ und bezeichnet Werke, die nach Kriegsende französischen Nationalmuseen mit dem Auftrag übergeben wurden, ihre rechtmäßigen Besitzer zu ermitteln. Zwischen 1951 und heute sollen nur 79 Kunstwerke mit dem Siegel „MNR“ an ihre legitimen Eigentümer zurückgegeben worden sein, nicht mal vier Prozent. „Erst wenn wir alle Werke zurückgegeben haben, werden wir dieses Kapitel abschließen können“, erklärte die Senatorin.