Duisburg.. Die Duisburger „China 8“-Standorte sind das Lehmbruck Museum und das Museum Küppersmühle. Gezeigt wird dort auch kritische Kunst.

Vor den Mega-Leinwänden der chinesischen Maler in der perfekt dafür geeigneten Küppersmühle am Duisburger Innenhafen wirken selbst raumgreifende Persönlichkeiten wie Zwerge. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) als Schirmherr der Mega-Ausstellung „China 8“ hatte schon vorab deren Beitrag zum Verständnis zwischen zwei Nationen gelobt: „Kunst ist eine Weltsprache. Sie verbindet über Landesgrenzen und Kontinente hinweg. Sie weckt Emotionen und setzt Assoziationen frei. Die Ausstellung macht uns einmal mehr neugierig auf das Land, mit dem Deutschland auf so vielfältige Weise verbunden ist.“

Und wenn es nach der Kunst allein ginge, wäre von Verständigungsschwierigkeiten schon gar keine Rede mehr. Chinas arrivierte Maler etwa, die in der Küppersmühle ausstellen, arbeiten längst auf internationalem Niveau. Zeng Fanzhi etwa, der alle Bilder mit wuchernden Geflechten überzieht, deren Linien an abgestorbene Urwälder erinnern, oder die tierischen Monumental-Panoramen, die der in Frankreich lebende Yan Dei-Ming auf die Leinwand wirft, düstere Schemen von Raubtieren, Affen und Greifvögeln, die sich „Jenseits von Eden“ zerfleischen – wer dächte da nicht an die menschliche Gesellschaft heute, in Fernost wie im Westen.

Manche malen in neusachlicher Gegenständlichkeit die Tristesse chinesischen Alltags, andere am Rand des Informel oder magisch unlineare Streifen wie Wang Guangle, die in Schwarzweiß wie Handarbeit-Barcodes wirken und in Farbe etwas Dekoratives bekommen. Die Acrylmalereien eines Ding Yi TZ auf Tartan haben dagegen trotz gelegentlicher Stickmuster-Optik etwas Magisches, nicht zuletzt durch subtile Farbgebung.

Kunst kommentiert Politik

Mit einem Besuch im Lehmbruck Museum in einigen hundert Metern Entfernung rundet sich das Bild: Dort sind Skulpturen und Installationen ausgestellt. Die berühmten drei Affen sind schon vor dem Eingang nur noch zwei, es sind Muskelprotze geworden, die lachen und sich an die Schläfen packen. Die spektakulärste Arbeit besteht aus, genau weiß man’s nicht, 500.000 oder 600.000 Filterzigaretten: Xu Bing hat sie so auf den Boden legen lassen, dass ein Tigerfell-Muster entstanden ist. Dokumente an der Wand verraten: Es geht um Kolonialismus, um die Eroberung des chinesischen Zigarettenmarktes durch British-American Tobacco zu Anfang des 20. Jahrhunderts.

 Shi Jinsong setzt Plastiken und gartenähnliche Landschaften aus dem Bauschutt zusammen, der bei der Modernisierung Chinas mit der Dampfwalze pausenlos anfällt und eine Kollegin hüllt alte Dachziegel in rosafarbene Stofftäschchen, ein Mahnmal gegen die Entsorgung der Vergangenheit. Jaffa Lam schließlich, die in Hongkong lebt, hat im Lehmbruck eine bettähnliche Lichtbox mit den Regenschirmstoffen bespannt, die bei den regierungskritischen Protesten in Hongkong zurückblieben.

Und sinnbildlich zusammensinkende Stapel von Mini-Mao-Bibeln aus Keramik sind nicht der letzte politische Kommentar der chinesischen Kunst, Sui Jianguos Steine, die eng von massivsten Stahlnetzen umschlugen sind, lassen schier den Atem stocken. Am berückendsten jedoch wirkt Geng Xues Versuch, mit Hilfe des traditionellen Materials Porzellan und eines parallelen Videos, moderne Märchen zu erzählen.