Oberhausen. Die Kurzfilmtage haben 60. Geburtstag. Mit Hauptpreisen bedachte die Jury in diesem Jahr Filme über sexuellen Missbrauch in Ostdeutschland, Landnahme in Lateinamerika oder einfühlsam erzählte Gangsterschicksale. Das Festival erlebte mit 19.000 Zuschauern einen Besucherrekord.
Massaker in Paraguay und Missbrauch in Thüringen: In den Wettbewerben der 60. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen haben Filme mit gesellschaftspolitischen Themen die wichtigsten Preise gewonnen. Den mit 8000 Euro dotierten Großen Preis der Stadt Oberhausen erhält Federico Adorno für "La Estancia". Der Paraguayer folgt in dem Spielfilm einer Gruppe Bauern auf der Suche nach ihren vermissten Verwandten. Hintergrund ist ein Massaker in einem Streit über Landrechte in seinem Heimatland. Die Jury lobte den Beitrag als "fundierte Kritik systematischer Unterdrückung" und als "Stimme des Kampfes für Grundfreiheiten".
Den ersten Preis im internationalen Wettbewerb (4000 Euro) erhielt Teboho Edkins für die Dokumentation "Gangster Backstage". In dem einfühlsamen Filmporträt hat er die erschütternden Erfahrungen südafrikanischer Gang-Mitglieder festgehalten.
Thema: Missbrauch in der Nachwendezeit
Mit dem Trauma sexuellen Missbrauchs im Ostdeutschland der Nachwendezeit beschäftigt sich die Preisträgerin des deutschen Wettbewerbs, Susann Maria Hempel. Ihr Animationsfilm "Sieben Mal am Tag beklagen wir unser Los und nachts stehen wir auf, um nicht zu träumen" zeichne ein "drastisches Tableau thüringischer Fallgeschichten auf", so die Jury in ihrer Begründung. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert.
Udita Bhargava wird für ihren Film "Imrann, c/o Caroom Club", dem Porträt eines Spielclubs in einem muslimisch-geprägten Slum in Mumbai, mit dem 3Sat-Förderpreis ausgezeichnet (2500 Euro). In insgesamt fünf Wettbewerben - darunter auch der Musikvideopreis, der NRW-Wettbewerb sowie der Kinder- und Jugendfilmwettbewerb - waren 134 Filme eingereicht worden. Insgesamt wurden Preisgelder in Höhe von rund 40 000 Euro verliehen.
Im Jubiläumsjahr ein Besucherrekord
Die Jubiläumsausgabe des renommierten Kurzfilmfestivals ging am Dienstagabend mit einem Besucherrekord zu Ende. Knapp 19.000 Besucher waren seit dem 1. Mai nach Oberhausen gekommen, um Kurzfilme zu sehen oder an Diskussionen und Gesprächen mit Filmemachern teilzunehmen. Gezeigt wurden 440 Filme aus 66 Ländern. (dpa)