Dortmund..
Musikalische Strahlkraft aus dem Wendland brachte die Band Madsen am Sonntag ins Freizeitzentrum West in Dortmund.
Das Wendland. Unendliche Weiten. Kühe. Heidekraut. Truppenübungsplätze. Gülleduft in der Luft. Saftige Weiden. Strahlendes Grün. Castor-Behälter. Wasserwerfer. Schlagstöcke. Pfefferspray. Menschen, die sich an Bahnschienen ketten. Und Madsen.
Sebastian, Johannes und Sascha Madsen. Drei Brüder aus Prießeck, einem Ortsteil von Clenze. Wo? Irgendwo im Wendland. Eine Band, nicht irgendeine, sondern eine der erfolgreichsten deutschen Kapellen seit Jahren. Und gerade live auch eine der besten. Den Beweis führte das erweiterte Familienunternehmen am Sonntagabend in Dortmund.
Gute Laune, perfekte Unterhaltung und satte Rockmusik
Während sich daheim im Wendland die Anti-Atomkraft-Bewegung gegen strahende Kübel stemmte, schütteten Madsen das Strahlen kübelweise ins FZW. Die Band, ein Quartett, das von Bassmann Niko Maurer komplettiert wird und live durch Lisa Nicklisch (Keyboard) und einen zusätzlichen Gitarristen zum Sixpack anwächst, bildet eine Symbiose aus Spaß, guter Laune, perfekter Unterhaltung und kraftvoller, satter Rockmusik. Beatsteaks treffen Tomte treffen Sportfreunde Stiller.
Vier Alben haben Madsen inzwischen veröffentlicht. Gleich das hoch gelobte Debüt schaffte es auf Charts-Platz 23 – die drei folgenden Longplayer kletterten allesamt in die Top 10. Warum: Weil die Band brillantes, intelligentes, Esprit geschwängertes Songwriting mit verblüffendem Hit-Gespür paart. Zugegeben, die Texte balancieren bisweilen – so bei „Lass’ die Liebe regieren“ und „Zwischen den Zeiten“ – auf dem schmalen Grat zum Kitsch. Doch die Musik reißt es jederzeit raus. Und so gelingt Madsen der Spagat: Als Jungs-Band bringen sie Mädels zum Schwärmen und als Rock-Band, die meist näher beim Punk und nur selten näher beim Pop andockt, erlauben sie auch harten Jungs das Fan-Bekenntnis.
Entertainer-Qualitäten
Hinzu kommt: Frontmann Sebastian Madsen, dessen Gitarrenkarriere zu Jahresbeginn jäh beendet schien, als er beim Videodreh aus fünf Metern Höhe abstürzte und sich einen Trümmerbruch im linken Handgelenk zuzog, bekam veritable Entertainer-Qualitäten in die Wiege gelegt. Er nimmt das Publikum mit; er animiert; er strotzt vor Humor und Witz. Mit einer sympathischen Prise Selbstironie würzt die Band den Auftritt – so, als sie eigens „für die Frauen ab 40“, von denen freilich wenige anwesend waren, Howard Carpendales „Hello Again“ anspielt. Und auch der Heldenverehrung frönen Madsen mit dem großartigen „Where Is My Mind“ von den Pixies.
Längst haben sie eigene Klassiker anzubieten: „Ein Sturm“, „Goodbye Logik“, „Die Perfektion“ und „Du schreibst Geschichte“ werden die Band überleben. Ein letztes Rätsel um die Wendländer bleibt vorerst unaufgeklärt: Warum sie nicht längst – wie Beatsteaks und Sportfreunde Stiller – die großen Arenen füllen . . .