Essen. Rock am Ring zählt zu Deutschlands größten Festivals. In diesem Jahr sind auch Tomte wieder dabei. Frontmann Thees Uhlmann geht mit seiner Band im März auf Tour. Im Interview erzählt er, was das Festival für ihn bedeutet und warum er selber nie als Gast auf Festivals gewesen ist.


Du steht ja nicht zum ersten Mal bei Rock am Ring auf der Bühne. Was ist das für ein Gefühl, vor solchen Menschenmassen zu spielen?





Thees Uhlmann: Das Gefühl hat sich über die Jahre verändert. Das erste Mal...wie lange ist das her...vielleicht sieben Jahre oder so. Das war schon beeindruckend.


Was war das Besondere?


Thees Uhlmann: Wir sind ja wirklich eine Band, die aus dem Underground kommt und solche Auftritte wurden für uns nie organisiert. Uns hat keine Plattenfirma gesagt: Da müsst ihr spielen, weil das ein Thema für uns ist. Deswegen war das schon eine wahnsinnig überwältigende Angelegenheit. Ein Jahr zuvor haben wir noch Konzerte in besetzten Häusern gespielt und dann werden wir plötzlich eingeladen, um bei Rock am Ring zu spielen. Das war echt ein sehr starkes Symbol für mich.


Inwiefern?


Thees Uhlmann: Es hat mir Kraft gegeben, viele Jahre das weiter zu machen und, naja, Erfolg ist halt ’ne gute Sache. Eins der besten Symbole, um zu demonstrieren, das man Erfolg hat und auf dem richtigen Weg ist, ist einfach bei Rock am Ring zu spielen.


Den Erfolg habt ihr schon lange geschafft und inzwischen habt ihr ja mit Sicherheit auch eine gewisse Routine bei solchen Auftritten. Wie ist es heute?


Thees Uhlmann: Ja, jetzt...jetzt ist es einfach nur geil! Es schockt einfach, auf eine große Bühne zu gehen, mit seinen Kumpels abzuhängen, sich irgendwelchen Blödsinn an den Kopf zu werfen und dann rauszugehen. Ich habe mich für Erfolg nie geschämt. Es ist ein gutes Gefühl, wenn ich weiß, da ist eine Kamera, die mich filmt und ich weiß, dass mein komisches, norddeutsches Gesicht auf einer riesigen Videoleinwand gerade zu sehen ist.


Seid ihr denn noch aufgeregt, wenn ihr auf die Bühne geht?

Tomte-Sänger Thees Uhlmann. Bild: Ilja Höpping
Tomte-Sänger Thees Uhlmann. Bild: Ilja Höpping © WAZ | WAZ






Thees Uhlmann: Also das ist ganz komisch, es ist egal, ob das jetzt ein Auftritt bei Rock am Ring oder woanders ist. Wenn ich weiß, dass mehr als fünfzig Freunde im Publikum sind, dann bin ich aufgeregt, aber ich bin auch aufgeregt bei Sachen, von denen ich weiß, dass wirklich richtig viele Leute zugucken.


Was macht denn mehr Spaß – auf einer riesigen Bühne zu stehen oder in einem kleinen Club zu spielen?


Thees Uhlmann: Ach, das ist die Frage, die Journalisten, glaube ich, seit 50 Jahren stellen und die man wirklich nicht beantworten kann. Quantität und Qualität haben nichts miteinander zu tun. Manchmal ist es gut, ein Glas Rotwein zu trinken und manchmal ist es gut fünfzig Bier zu trinken. Es geht halt immer um die Musik. Es ist einfach schön, wenn man das, was man macht, also die Musik, mit vielen Leuten teilen kann. Das ist einfach spitzenmäßig.


Hast du ein schönstes Festivalerlebnis?


Thees Uhlmann: (überlegt) Nö! Also vielleicht, als ich mit ’nem Bengalo in der Hand auf dem Hurricane-Festival stand.


Gehst du selber auch noch als Besucher auf Festivals?





Thees Uhlmann: Ich bin privat nie auf Festivals gegangen. Das liegt daran, dass es früher gar nicht so viele Festivals gab. Es gab irgendwie Loreley, Rock am Ring und das Roskilde Festival. Das waren die, die man so mitbekommen hat. Und diese kleinen Festivals, die regionalen Veranstaltungen, mir kommt es so vor, als ob das eine Erfindung ist, die es erst seit 1995 gibt.


Bei Rock am Ring wird ja jedes Jahr aufs neue gemunkelt, wer noch fehlt und wer gerade auf Tour ist und dort spielen könnte. In diesem Jahr liest und hört man des öfteren von AC/DC. Wer wäre dein Favorit bei Rock am Ring?


Thees Uhlmann: Mein Interesse, AC/CD zu sehen, ist relativ gering. Aktuell bin ich, was mich selber überrascht, auf einem totalen Oasis-Revival-Trip. Wenn ich mir vorstelle, vor der Hauptbühne zu stehen, wo die Konzerte wirklich krachend laut sind, und Oasis dann Songs von der neuen Platte spielen, das wäre mein D-Day für die Rockmusik.


Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Anja Distelrath


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