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Björk bringt ihr neues Album auf den Markt: „Biophilia“. Daran verhebt sich die Sängerin gewaltig, ihr erstes App-Album klingt, als als wolle sie Naturwissenschaften vertonen und mit Gefühlen paaren.

Eine gehörige Portion Selbstüberschätzung hat ja bisher selten einem Künstler geschadet, schon gar nicht der isländischen Frostsirene Björk. An ihrem neuen Gesamtkunstwerk „Biophilia“ aber verhebt sich die zierliche Sängerin sowohl künstlerisch als auch intellektuell.

Erstes App-Album

Natürlich reicht es der als Innovatorin bekannten Musikerin im Jahre 2 nach Erfindung des iPads nicht, einfach ein Album aufzunehmen, vielleicht sogar eines mit Konzept, und ein paar meilensteinhafte Videos dazu zu drehen – das hatten wir ja früher schon. Nein, lieber läutet sie die Post-Musikvideo-Ära ein, und hat dazu das erste App-Album produziert, also ein Programm für Apples Tablet­-Computer, das zu jedem Song interaktive Installationen startet, die den Inhalt der Stücke optisch und interaktiv widerspiegeln – zugleich eine Odyssee in die Weiten unserer Galaxie und die Tiefen unserer DNA.

Es ist der ambitionierte Versuch, künstlerische Computerinstallationen in ein vermeintlich massenkompatibles Medium zu übersetzen. Das erfordert den Willen, sich mit Kunstwerken auseinander zu setzen. Es frisst Zeit und in musikalischer Hinsicht auch Nerven.

Ohne Visualisierung unvollständig

Zumal: Die meisten der Björk-Interessierten werden „Biophilia“ nicht als iPad-Schnickschnack erleben, sondern auf CD. Man kann sich schon lebhaft die irritierten Gesichter beim ersten Hören des Tonträgers vorstellen. Denn als Album bleibt „Biophilia“ Stückwerk, einzelne Songs funktionieren eigenständig, aber ohne Visualisierung sind sie unvollständig. Es hört sich zwar an, als wolle Björk Naturwissenschaften vertonen und mit Gefühlen paaren. Zu Klängen, die der seriellen Musik entsprungen sein könnten, singt sie Sätze wie „My romantic gene is dominant“, erzählt von Klaustrophobie, geometrischen Formen und magnetischen Motoren. Es ist aber selbst für Fans keine Freude, wenn sie versucht, musikalisch und lyrisch die Moleküle tanzen zu lassen.

Um dieses Album angemessen zu erfassen, müsste man sich wohl den wissenschaftlichen Hintergrund erarbeiten. Aber das sind die verkopften Stücke kaum wert. Björk schafft es nicht, ihre Gedanken anders als oberflächlich zu präsentieren – und unser Herz lässt sie diesmal kalt.