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Das Hamburger Magazin „stern“ wirft dem Münchner Promi-Blatt „Bunte“ vor, es habe ein Berliner Recherche-Büro beauftragt, Spitzenpolitiker auszuspionieren – verdeckte Kameras und Bewegungsmelder inklusive. Medien-Experten sind alarmiert. Die „Bunte“ indes leitet juristische Schritte gegen den „stern“ ein.
Das Magazin „stern“ behauptet, die Foto-Agentur CMK habe 2008 den damaligen SPD-Parteichef Franz Müntefering und den Parteivorsitzenden der Linken, Oskar Lafontaine, beschattet – jeweils mit dem Ziel, pikante Frauengeschichten zu veröffentlichen. Auch Horst Seehofer, heute CSU-Chef, sei „ins Visier der Agentur“ geraten.
Schumann offenbar verfolgt
Der „stern“ wirft CMK vor, „Münte“, wie er bei Parteifreunden heißt, und seine heutige Frau Michelle Schumann observiert zu haben, um „heimlich Fotoaufnahmen von beiden zu machen“. Dabei spekuliert das Magazin, CMK habe gegenüber von Münteferings Berliner Domizil „eine Observationswohnung angemietet“. Zudem sei unter Münteferings Fußmatte ein Bewegungsmelder platziert und Schumanns Briefkasten manipuliert worden. Überdies sei Schumann auf der Bahnfahrt von Berlin nach Bochum verfolgt worden. Die „Münte“-Story war im Mai 2009 bei „Bunte“ zu lesen.
Bei Lafontaine soll geplant gewesen sein, eine Kamera mit Blickwinkel auf seine Berliner Unterkunft zu installieren, um ein mögliches Techtelmechtel mit der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht zu knipsen. Allein, es sei bei dem Versuch geblieben, heißt es.
CMK erklärt im „stern“, „hinter Müntefering, Lafontaine und Seehofer her gewesen zu sein“ – allerdings „stets im Bereich des presse- und standesrechtlich Zulässigen“.
Medien-Experten sind alarmiert
Tatsächlich müssen sich Politiker laut Pressekodex „im Einzelfall“ Recherchen im Privatleben gefallen lassen – wenn es öffentliche Interessen berührt. Allerdings müsse eine Redaktion dabei prüfen, ob „Persönlichkeitsrechte Unbeteiligter verletzt werden“. Bei der Recherche, so heißt es im Pressekodex weiter, müssen sich Journalisten „grundsätzlich zu erkennen“ geben. Zugleich lässt der Kodex „im Einzelfall“ auch verdeckte Recherche zu, „wenn damit Informationen von besonderem öffentlichen Interesse beschafft werden, die auf andere Weise nicht zugänglich sind“.
Der Leipziger Journalistik-Professor Michael Haller bezog im „stern“ klar Position. Das Vorgehen von „Bunte“ und CMK sei „berufsethisch eindeutig unzulässig“. Ähnlich der Dortmunder Presse-Experte Horst Röper: „Was sich die ,Bunte’ erlaubt, hat mit journalistischen Recherchen nichts zu tun.“
Hendrik Zörner vom Journalistenverband DJV sieht „teilweise Methoden, die nicht der journalistischen Recherche entsprechen“, wie er unserer Zeitung sagte. Fragen zum Privatleben müssten sich Politiker gefallen lassen, nicht jedoch zum Intimleben.
SPD-Medienexperte Marc Jan Eumann sagte unserer Zeitung, wenn sich die „stern“-Behauptungen bewahrheiteten, sei der Fall „eine grobe Missachtung des Pressekodex’“.
Derweil geht die „Bunte“ in die Offensive. Verlagssprecher Nikolaus von der Decken kündigte am Mittwoch juristische Schritte gegen die Konkurrenz aus Hamburg an. Er bewertet die „stern“-Attacke als „Versuch der Verleumdung eines erfolgreichen Mitbewerbers“.