Duisburg.. „Gegenwelten“ nennt sich die Ausstellung mit Werken des Informel-Künstlers Bernard Schultze, die im Duisburger Museum Küppersmühle zu sehen ist. Mit 80 Gemälden, Zeichnungen, verstörenden Objekten und sogar zwei Invorements wird ein beeindruckender Überblick über das Werk gegeben.
Mit der Kunst von Bernard Schultze betritt man eine andere Welt – mit üppigem Wachstum und Verwesung, leuchtenden Farben und erdiger Düsternis, bevölkert von seltsamen Wesen. In diesen anziehenden, gewaltig großen Märchenwäldern lauern Überraschungen schöner und schrecklicher Natur. Bernard Schultze (1915-2005) ist einer der Väter des deutschen Informel, also der ungegenständlichen, subjektiv-abstrakten Kunst, und er ist ein eindringlicher Erzähler.
Die Ausstellung „Gegenwelten“ im Duisburger Museum Küppersmühle gibt mit 80 Gemälden, Zeichnungen, „Migof“-Objekten und zwei Environments einen beeindruckenden Überblick über das Schaffen des Künstlers, der nach der Vernichtung seines Frühwerks im 2. Weltkrieg, in dem er als Soldat in Russland und Afrika war, neu begann. In Frankfurt begründete er 1952 unter anderem mit K.O. Götz die Künstlergruppe „Quadriga“, war dreimaliger Documenta-Teilnehmer und lebte von 1968 bis zu seinem Tod in Köln.
Pflanzenstengel sprießen aus der Leinwandhöhle
Das Bild „Sonja“ (1945/46) zeigt den figurativen Ausgangspunkt, die surreale Szene ist von intensiver Farbigkeit, die grotesken Figuren erinnern an sein Vorbild James Ensor. Doch rasch wendet er sich vom Figurativen ab, bereits in „Insektenwelt“ (1952) geht es in die neue Richtung, in „Lynth“ (1960) wird es dreidimensional: Pflanzenstengel sprießen um ein Loch aus der Leinwandhöhle. Seltsame Wesen drängen hervor, verselbstständigen sich. „Migofs“, wie sie Schultze nennt. Faszinierend der „Blauflügel-Migof“, der bei einer Größe von 2,85 Metern zart erscheint wie eine Libelle. Einen schaurigen Alptraum hingegen erzählt die „Migof-Gruppe, verdorrt und von den Wäldern verschlungen“, eine Szene mit verwesenden Leibern nach gewaltsamem Tod.
Sogar einen „Migof-Parthenon“ gibt es: Die Grisaille-Arbeiten – ausschließlich in Schwarz, Weiß und Grau — zeigen, dass Schultze auch ohne Farben auskommt. Dann wirken die Gestalten des Malerpoeten besonders geisterhaft und eben nicht von dieser Welt. Farbenfeste feiert er in Arbeiten wie „Sonnen-Symphonie“ oder „Das rote Irgendwas“ aus den 80er Jahren.