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Ausgezeichnet und abgelehnt: Janne Tellers Jugendbuch „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ war zeitweise an dänischen Schulen verboten. Nun ist es auch hier zu Lande erschienen. Ein Buch, das Kinder und Eltern nicht in Ruhe lässt.
„Nichts bedeutet irgendetwas. Das weiß ich schon lange. Deshalb lohnt es sich nicht, irgendetwas zu tun.“ Mit dieser nihilistischen Sicht verlässt Pierre Anthon seine Mitschüler in der siebten Klasse, um dann doch sehr viel zu tun: Er konfrontiert die Jugendlichen mit ihrer bedeutungslosen Zukunft und stürzt sie ins Chaos. „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ heißt Janne Tellers erstes Jugendbuch, das nicht nur in ihrer Heimat Dänemark Lehrer und Eltern Kopf stehen lässt. Nun ist es auch auf Deutsch erschienen.
Teller gelingt es mit nur wenigen Worten, die Welle der Erwartungen sichtbar zu machen, die auf Kinder einstürzt: Wie man sich verhalten soll, weil man sich eben so verhält; dass man etwas wird, weil man etwas werden muss. „Daran wurden wir oft erinnert, auch wenn es nicht laut gesagt wurde. Auch nicht leise.“ Die Kinder gehen den vorgezeichneten Weg, mit dem Wunsch nach Anerkennung. Bis Pierre Anthon aufsteht.
Die Schüler versuchen sich zu wehren. Gegen Pierre Anthons Weltanschauung, dass ihr Dasein und das der Eltern falsch sein könnte. „Alles ist egal“, fordert er sie erneut heraus. „Denn alles fängt nur an, um aufzuhören.“ Die Schule, der Beruf, die Liebe, das Leben – einfach alles. Doch Pierre darf nicht Recht haben. Daher tragen die Jugendlichen den Berg der Bedeutung zusammen: Sie sammeln Bilder von Verstorbenen, eine getrocknete Rose aus einem Hochzeitsstrauß. Leider wurde die Ehe geschieden. Also müssen andere Dinge her, Dinge, die wirklich Bedeutung haben. Aber nichts scheint wichtig genug zu sein. Die Forderungen werden immer abartiger. Zuletzt wird die Unschuld eines Mädchens verlangt und von einem Jungen der rechte Zeigefinger.
Grausem und abschreckend
Grausam ist diese Parabel über die Suche nach dem Sinn des Lebens. Dadurch wirkt sie aber auch abschreckend – und lässt viel Wahres erkennen.
Für diese philosophische Geschichte wurde Janne Teller mehrfach ausgezeichnet. Dabei gab es anfangs vor zehn Jahren eher Kritik als Lob. Das Buch war zeitweise an dänischen Schulen verboten. Und auch heute noch soll es Lehrer geben, die sich weigern, das Buch zu besprechen. Wer dies als spießiges Verhalten belächelt, macht es sich zu einfach. Denn das Buch rüttelt kräftig an den Grundpfeilern der Gesellschaft. Es wirft moralische Fragen auf, die noch lange an einem nagen. Fragen, die Erwachsene ihr Leben lang ausklammern, weil sie unangenehm sind. Wer also Jugendlichen dieses gedankenreiche Buch zu lesen gibt – und das sollte man! –, der muss auch die Verantwortung übernehmen, sie nicht damit allein zu lassen. Denn der Diskussionsbedarf wird riesig sein.
- Janne Teller: Nichts. Was im Leben wichtig ist, Hanser. 140 Seiten,12,90 Euro. DasHörbuch erscheint bei Silberfisch am 24. August,
3 CDs, 17,95 Euro, ab 14