Karlsruhe.. Er gehörte 1948 in Recklinghausen zu den Mitbegründern der Künstlergruppe „jungen westen“ und jahrzehntelang zum Leitungs-Team der Ruhrfestspiele, er war ein mitreißender Maler und ein Ausstellungsmacher von Format: Thomas Grochowiak starb kurz vor seinem 98. Geburtstag in Karlsruhe.

Am kommenden Sonntag wäre Thomas Grochowiak 98 Jahre alt geworden, und es dürfte die Malerei gewesen sein, die ihn auch im hohen Alter noch vital und feinfühlig sein ließ. Am Ende aber war das Herz doch müde, und so starb mit Thomas Grochowiak am vergangenen Sonntag in einer Karlsruher Klinik der wahrscheinlich älteste aktive Maler des Landes, nachdem er eine schwere Herzoperation bereits überstanden hatte.

In den 30er- und frühen 40er-Jahren malte Grochowiak noch gegenständlich, doch 1948 gründete der aus Recklinghausen stammende Bergmanns-Sohn Grochowiak, dem das Kunststudium aus Geldmangel verwehrt blieb, zusammen mit Emil Schumacher, Heinrich Siepmann und anderen 1948 die inovative Künstlergruppe „junger westen“. Sie holte mit großer Begeisterung für Abstraktion und Informel-Malerei nach, was die Politik der Nazis zwölf Jahre lang unterdrückt hatte. Kunst war für sie jenseits des persönlichen Ausdrucks ein Ausweis von Modernität und Fortschritt.

 Thomas Grochowiak, hier mit seinem Nachfolger als Direktor der Kunsthalle Recklinghausen, Ferdinand Ullrich.
Thomas Grochowiak, hier mit seinem Nachfolger als Direktor der Kunsthalle Recklinghausen, Ferdinand Ullrich. © WAZ | WAZ

Grochowiak malte seit 1958 mit synthetischer Tusche, die ihm als Werkstoff idealer erschien als die bis dahin genutzten Ölfarben und Pastellkreiden. Seine Gemälde, die im Laufe der Jahre immer häufiger als Umsetzung klassischer Musik in leuchtende Farben und freie Formen entstanden, hängen in vielen deutschen Museen.

Thomas Grochowiak - Maler, Ausstellungsmacher und Museumsmann

Der gelernte Plakat- und Dekorationsmaler Grochowiak sorgte aber auch als Ausstellungsmacher und Museumsmann für die Durchsetzung der Moderne in Westdeutschland. Von 1950 bis 1979 gehörte er zur Leitung der Ruhrfestspiele Recklinghausen, 1954 wurde er Direktor der Kunsthalle Recklinghausen. Zwischenzeitlich leitete er ab 1969 auch die Galerie im Schloss Oberhausen, von 1979 bis 1985 schließlich war Grochowiak Präsident des Deutschen Künstlerbundes, er gehörte lange Jahre dem Goethe-Institut an, der Kunst-Ankaufkommission des Bundes und anderen Institutionen.

Der Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes bekam vom Land Nordrhein-Westfalen bereits 1972 den Ehren-Professorentitel sowie den Verdienstorden verliehen, 1995 ernannte ihn die Stadt Recklinghausen zu ihrem Ehrenbürger. Seit 1980 lebte der Vater von drei Kindern mit seiner zweiten Frau Karin in Kuppenheim bei Baden-Baden.

Manchmal, sinnierte Grochowiak in seinen späten Jahren, sei der Künstler gegenüber dem Ausstellungsmacher und Kulturpolitiker vielleicht ein bisschen kurz gekommen. Umso produktiver war er in den letzten Jahrzehnten in seinem Atelier im badischen Kuppenheim, wo er seit 1980 mit seiner zweiten Frau Karin lebte. „Zwischendurch malen, das geht nicht, da kommt nichts Gutes zustande“, sagte er einmal. Bei Thomas Grochowiak aber ist im Laufe eines langen Malerlebens viel Gutes zustandegekommen.