Essen.

Eine Sammlung von Michael-Jackson-Videos, das ist nicht bloß eine Anhäufung von bebilderter Musik, das ist eine Kunstform für sich. Kaum ein anderer Künstler des Pop-Bereichs hat derart hartnäckig die Nähe großer Hollywood-Regisseure gesucht, hat derart konsequent seine Videos mit zusätzlicher Spielhandlung derart in die Länge getrieben. „Vision“, eine neue Zusammenstellung sämtlicher Jackson-Videos, ist deshalb auch ein Leckerbissen für Filmfreunde.

John Landis machte 1983 den Anfang und baute „Thriller“ zur großen Horror-Show mit doppeltem Boden aus. Vier Jahre später folgte Martin Scorsese, der aus „Bad“ eine 17-minütige Studie über Bandenkriminalität filterte – mit einem Drehbuch von Kultautor Richard Price. Landis legte 1991 mit „Black or White“ noch einmal nach, präsentiert eine Verbrüderungs-Show der Hautfarben, die dann aber in einem düsteren Epilog endet.

John Singleton verpflichtete für „Remember the Time“ Eddie Murphy als ägyptischen Pharao, David Fincher inszenierte „Who Is It?“ als finsteres Spiel um die Identität einer „Femme fatale“, Spike Lee lieferte für „They Don’t Care About Us“ gleich zwei völlig gegensätzliche Versionen. Bei „Vision“ kann man tatsächlich manchmal vergessen, dass man Videos schaut.

Arnold Hohmann

Michael Jackson’s Vision (Sony). 3 DVDs, 270 Min., FSK 16, ca. 27 Euro.