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„Rapunzel – neu verföhnt“ ist der 50. abendfüllende Disney-Animationsfilm. Sympathieträger ist allerdings nicht die schöne Königstochter mit Zügen von Pop-Star Mandy Moore, sondern Pferd Maximus.

Grimms Märchen und Walt Disney, das ist eine unzertrennliche Allianz voller Kinowelterfolge. Es konnte also kein anderer Stoff für den 50. abendfüllenden Animationsfilm aus dem Traditionsstudio in Frage kommen, als eine Märchenvorlage des deutschen Bruderpaares. Dass diese Ehre nun „Rapunzel“ zuteil wurde, ruft zu Recht Verwunderung hervor, denn dieses Märchen erscheint doch etwas altbacken in einer Zeit, in der ein solcher Film doch tunlichst die ganze Familie ins Kino locken soll. Und nicht bloß Mädchen unter zehn Jahren.

Das Disney-Management hatte zwar von Beginn an die Weichen auf lukrative 3D-Gestaltung gestellt, aber nach dem vor Jahresfrist enttäuschenden Kassenergebnis von „Küss den Frosch“ entschied man sich für Nachbesserungen. Die eine betraf den Titel. „Rapunzel“ hieß in Amerika nun „Tangled“ (Verwickelt), der Verweis auf die Märchenvorlage war damit vertuscht. Außerdem wurde die männliche Hauptfigur ins Zentrum der Werbekampagne gehievt, und die hat in Aussehen und Auftreten wirklich gar nichts mehr mit Grimms Märchen zu tun.

Der charmante Dieb Flynn Ryder ist auf der Flucht vor zwei ungeschlachten Komplizen, die er um die Beute aus dem letzten Coup, die Krone des Königs, prellte. Im tiefen Wald entdeckt er einen Turm, in dessen Dachgeschoss eine schöne junge Frau eingeschlossen ist. Die heißt Rapunzel und erweist sich als recht wehrhaft; als Flynn das Verlies erklettert, wird er überwältigt und gefesselt.

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Doch die Freiheit ist ein trügerisches Gut, denn Rapunzel hat keinerlei Welterfahrung und Flynn Ryder hat sich noch nicht genug in seine Gefährtin verliebt, als dass man ihm bedingungslos vertrauen sollte.

Schön ist er geworden, der Jubiläumstrickfilm des Disney-Studios. Die geplante Fusion aus handgezeichneten Vorlagen, die im Computer auf dreidimensionale Bildwirkung hin umgerechnet werden, ist zumindest im Blick auf die Dekors und Landschaften vorzüglich gelungen. Eher blass dagegen ist die Zeichnung der Hauptfiguren ausgefallen. Rapunzel trägt die Züge von Mandy Moore und ist damit nichts weiter als eine amerikanische Blendax-Schönheit. Flynn Ryder dagegen sieht aus wie Jake Gyllenhaal in „Prince of Persia“, macht aber in den Actionszenen eine bessere Figur. Gegen die faden Protagonisten erwirkt die böse Gothel mit zigeunerhafter Erotik naturgemäß mehr Faszination und Strahlkraft. Und dann ist da noch Maximus, ein Dragonerpferd von aufbrausendem Temperament und ausgeprägtem Pflichtgefühl, das sich zunächst als Flynns härtester Verfolger, später als bester Freund in der Not entpuppt.

Sympathieträger Pferd

Mit diesem Pferd ist den Machern ein Sympathieträger gelungen, der die Herzen erobert und den Film vor seinem uninspirierten Drehbuch und dem scheußlichen Songbombast von Alan Menken rettet. Es waren ja immer schon die Nebenfiguren, mit denen Disney die wichtigsten Punkte einfuhr. Maximus bereichert diese Tradition nachhaltig.