Philharmonie Essen - seit zehn Jahren internationale Klasse
•
Lesezeit: 2 Minuten
Essen.. Sogar eine Uraufführung gab es zum Zehnjährigen. Mit einem Festkonzert hat die Essener Philharmonie stolz ihr zehnjähriges Bestehen gefeiert. Wolfgang Rihm war bei der Taufe seines neuen Werkes selbst dabei. Für die Politik kam Landesmutter Hannelore Kraft in das international beachtete Konzerthaus.
Der Gegensatz könnte nicht schärfer sein: Geballter Dauerlärm in Richard Strauss’ festlichem „Präludium für Orgel und großes Orchester“. Und dann Wolfgang Rihms sensibles, leises Stück „Verwandlung 6“. Rihm, wohl der bekannteste unter den deutschen Komponisten der Gegenwart, schrieb seine „Musik für Orchester“ im Auftrag der Philharmonie Essen. Uraufgeführt wurde es in Anwesenheit Rihms im Festkonzert zum zehnjährigen Bestehen dieses Leuchtturms der Region. Und finanziert hat es die Ernst von Siemens Musikstiftung.
Das muss erwähnt werden. Denn bei allem berechtigten Stolz und aller Festlaune im Saalbau: Das finanzielle Korsett sitzt knapp. Claus Leggewie, Direktor des Essener Kulturwissenschaftlichen Instituts, plädierte mit dem „Ausdruck echter Sorge“ für Einrichtungen wie die Philharmonie: Als Orte kultureller Öffentlichkeit, an denen sich gesellschaftliche Erfahrung verdichtet. An denen sich, wie im Theater im alten Griechenland, die Bürger ihrer selbst bewusst werden. Hannelore Kraft hat es gehört; die Ministerpräsidentin saß in der ersten Reihe.
Feines Gespinst der Klänge
Noch weiter vorne, auf dem Podium, gaben die Essener Philharmoniker ihr Bestes, um dem eröffnenden Strauss-Schinken mehr als kolossalen Festesglanz abzugewinnen. Das Gebräu, angesetzt durch Roland Maria Stangier mit bedeutungsschweren Orgelakkorden, verkocht zum Glück, bevor es ungenießbar wird. Anders die „Sinfonia domestica“, mit der vor 110 Jahren Richard Strauss persönlich den alten Saalbau eröffnet hatte. Das ungenierte Selbstporträt seiner Familie zeigt Strauss als Perfektionisten der Farben. Der ausgiebige Einsatz aller Instrumente gibt den Philharmonikern Raum, sich zu entfalten. Dazu feuert sie ihr Chef Tomáš Netopil mit Elan an.
Saalbau in Essen - früher und heute
1/43
Auch Wolfgang Rihm fordert das Orchester, weil das feine Gespinst seiner Klänge höchste Konzentration verlangt. „Verwandlung“ hat mit Stillstand und Fortgang von Zeit zu tun, wenn eine Rassel den ersten Rhythmus anklingen lässt, der sich bis zum Einsatz von vier Schlagzeugern steigert. Das kreisförmige Schema des Stücks ist eine beliebte Form. Aber Rihm füllt sie wie stets klangsinnlich neu.
Oben trotz harter Konkurrenz
Seit zehn Jahren spielt die Philharmonie Essen in der internationalen Liga. Die Konkurrenz ist hart; Köln und Dortmund lassen nichts anbrennen. Aber Akzente wie das Festival „Now!“ oder Gesprächskonzerte der „Piano Lectures“ schaffen Profil und binden neues Publikum. Da ist noch Luft nach oben – Intendant Hein Mulders wirkt entschlossen, knappe Spielräume auszunutzen. Essen sollte sich nicht scheuen, die Philharmonie als Zeichen kultureller Bewusstheit und gelingenden Strukturwandels leuchten zu lassen.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.