Manila-Grippe und Hungersnöte: Sebastian Fitzeks neuer Thriller „Noah“ lehrt die Leser das Fürchten. Nicht jedoch vor einem Psychopathen unterm Bett – sondern vor dem Menschen selbst sollten sie Angst haben.
Der Mörder in Sebastian Fitzeks neuem Buch „Noah“, das am Freitag erscheint, ist diesmal kein gefährlicher Psychopath, sondern jeder, der gedankenlos Ressourcen der Welt verschwendet. Das Beunruhigende daran: dieser Teil der Geschichte ist keine Fiktion. Erstmals verwebt Fitzek Gesellschaftskritik in einen intelligent konstruierten Thriller.
Er enttäuscht trotz erhobenen Zeigefingers auch alte Fitzek-Fans nicht. Gewohnt geschickt platzierte Wendungen fesseln den Leser an Noahs Schicksal. Der junge Mann wacht ohne Erinnerung in einem U-Bahn-Tunnel auf. Erst allmählich merkt er, dass er Teil einer grausamen Verschwörung um die Manila-Grippe ist, die weltweit Tausende tötet - und noch Millionen weitere umbringen soll.
Fitzeks bisherige Bestseller wirken gegen „Noah“ wie Kammerspiele. Von der Berliner Obdachlosenszene springt der Autor in die Slums von Manila, wo eine junge Mutter gegen den Hunger ihres Babys kämpft. Die erschreckenden Fakten zu Hungersnöten und Überbevölkerung verstrickt Fitzek so subtil mit der Handlung, dass das Buch noch lange nachklingt. Diesmal ist es nicht der Mörder unterm Bett, der das Fürchten lehrt. Es ist der Mensch an sich.
Sebastian Fitzek: Noah. Lübbe, 559 S., 19,99 €. Ab 20.12. im Handel