Düsseldorf.. Am Freitag erscheint das neue Album der Broilers: „Noir“. Die Düsseldorfer Band steht vor dem Sprung aus dem Vorprogramm der Toten Hosen in die Charts – und schockte die Fans mit einem Internet-Bild ihrer neuen Kaffeemaschine.
Flingern hat längst den Umschwung vom Schmuddelviertel hinterm Bahnhof zum Düsseldorfer In-Stadtteil geschafft. Hier war viel Platz für schicke Ateliers und die hellen Büros der Kreativen. Es gibt aber auch immer noch den Proberaum der Broilers, jener Band, die den Sprung vom Vorprogramm der Toten Hosen zum Top-Act schon geschafft hat. Wer die Aufsteiger der deutschen Rock-Szene besuchen will, für den geht’s ab in den Keller: Auf verblüffend wenigen Quadratmetern wird da eingespielt, was sich in den kommenden Wochen in die deutschen Charts festsetzen dürfte.
Nur ein niegelnagelneuer Kaffeeautomat und ein bestens bestücktes Spituosen-Regal lassen vermuten, dass das hier nicht um den Band-Keller von blutigen Anfängern handelt. Bis in die großen Konzerthallen war es allerdings auch ein langer Weg für die Broilers, die sich im tiefsten Düsseldorfer Süden gründeten und ihre erste Single 1996 noch eigenhändig verkauften. Als sie ihre neue Kaffeemaschine zur Besichtigung ins Internet gestellt haben, gab es gleich Zunder von einigen Fans: „Das sei doch kein Punkrock mehr, haben ein paar geschrieben“, erinnert sich Sänger Sammy Amara, dem solcher Szene-Fundamentalismus offenbar nicht übermäßig zusetzt.
Toten-Hosen-Produzent auch für "Noir" verantwortlich
Ohnehin ist die Sound-Bandbreite auf dem neuen Broilers-Album „Noir“, das am Freitag herauskommt, spürbar größer als auf den fünf Vorgängern. Ob man vielleicht sogar mal einen Namen wie Bruce Springsteen erwähnen darf? „Das kannst du gerne tun. Vier Fünftel der Band sind große Fans vom ,Boss’“, sagt Sammy Amara, „ich versuche auch, dieses Epische zu erreichen. Mir gefällt die Geradlinigkeit. Ich bin kein Freund der, sagen wir mal pauschal, ,Hamburger Schule’, wo alles immer distanziert und ironisch sein muss. Das ist echt nicht mein Ding.“
Heimspiel für die Broilers
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Also ganz direkt: Warum hat das Album den düsteren Titel „Noir“ ? „Uns hat der Klang gefallen“, antwortet Sammy. „Als wir vor eineinhalb Jahren mit der Arbeit begonnen haben, brauchten wir einen Titel. Wir machen das immer so, dann ist ein Ziel vor Augen.“ Produziert wurde das Album von Vincent Sorg, der auch beim „Ballast der Republik“ von den Toten Hosen für den nötigen Druck gesorgt hat, der aber auch Raum für Zwischentöne lässt. Die erste Single „Ist da jemand?“ klingt allerdings nach klassischem Broilers-Punk.
Das „Wir gegen den Rest“-Gefühl
Wie entsteht so ein Song, wie schreibt er sich? „Schmerzhaft“, seufzt Sänger Amara. „Ich bin niemand, dem die Texte nur so aus der Feder fließen. Ich mühe mich wirklich ab. Und dann ist da auch noch die Band, die ihr Veto einlegen kann. Sie tut es nicht oft, aber es ist passiert.“ So gibt es auf „Noir“ auch ein gänzlich undistanziertes Liebeslied wie „Wo bist du, du fehlst“. Und bei „Das da oben (nur in dir)“ geht es gar um ganz große Fragen. „Das war so ein Text, der unserem Drummer zu negativ war, was gar nicht in meiner Absicht lag. Ich habe dann ein paar Zeilen hinzugefügt.“
Es fällt auf, dass in den Songs oft eine unterschwellige Aggressivität herrscht und nicht immer gleich losgebrettert wird. „Nun ja, wir sind nicht mehr so naiv wie am Anfang, es geht auch subtiler.“ Aber es geht noch immer um dieses „Wir gegen den Rest“-Gefühl, auch wenn das „Wir“ immer zahlreicher wird. Im April geben die Broilers in der Dortmunder Westfalenhalle das bislang größte Konzert ihrer Bandgeschichte als Headliner. Druck verspüren sie auch. „Aber nicht von außen. Wir machen uns selbst den Druck, immer das Beste abzuliefern.“
Klar, dass „Noir“ in allen möglichen Formaten erscheint, vom Download über CD und Vinyl bis zur limitierten Fan-Box, die gerade eingetroffen ist. Da gibt es neben der Musik auch ein Kopftuch, einen Bierdeckel, ein Stück von einem Bühnen-Backdrop und andere Dinge, die das Herz der „Die Hards“, der engsten Wegbegleiter der Gruppe erfreuen sollen.
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